Du sollst keine anderen Götter neben Dir haben, erlebe die Göttlichkeit in Dir!

Donnerstag, 9. Juli 2015

Die Geschichte verändern









Originaltext von Llewellyn Vaughan-Lee, übersetzt von Krovax.

„Die einzige Möglichkeit die Welt zu verändern besteht darin, die Geschichte zu verändern.

 

Wir kennen heutzutage nur allzu genau die Geschichte, die unsere Welt definiert. Es ist eine Geschichte von Konsum und Gier, aufrechterhalten durch das leere, aber verlockende Versprechen eines endlosen Stroms von „Zeugs“ als Quelle für unser Glück und Wohlsein. Wir gelangen endlich zu der Einsicht, dass das Modell der ewig wachsenden Wirtschaft, auf dem dieses Versprechen beruht, ein unhaltbarer Mythos ist, eine Schändung, die die Vorherrschaft über die Natur benötigt, um dieses Versprechen einlösen zu können. Überall um uns herum fangen wir an, die Verwüstung zu erkennen, die das rückhaltlose sich Einlassen auf diese Geschichte zur Folge hat: eine wunderschöne Welt, gebrochen und sterbend, auf dem Weg hin zu einer verschmutzten Einöde.

Wir könnten sogar nachvollziehen wie diese zeitgenössische Geschichte auf einer vorhergehenden aufgebaut wurde, die vor Jahrhunderten mit der Ausbreitung des Monotheismus begann, der Geschichte von einem Gott der sich in den Himmel zurückgezogen hat, um zu herrschen, abseits und über allem, über eine Erde, die daraufhin von aller Göttlichkeit und natürlicher Magie beraubt wurde. Dies ist die Geschichte, immer noch lebendig und unsere zeitgenössische Geschichte nährend, eine Welt in der der Geist nicht mehr in der Materie lebt, in der das ganze Erdreich der weiblichen Macht derart unterdrückt wird, dass sie fast vollständig vergessen worden ist. Es war und ist eine Geschichte der Beherrschung und der patriarchalischen Macht, die in den noch immer potenten Mythen der monotheistischen Religionen bewahrt wird.
Und jetzt sehnen sich viele von uns nach einer neuen Geschichte, einer in der die verlorene Göttlichkeit auf Erden wiederhergestellt wird und die unsere Seelen mit dem Heiligen in der Schöpfung wiederverbindet, einer Geschichte die unseren Planeten rettet. Einige haben bereits angefangen eine solche Geschichte auszusprechen: eine wunderschöne und fesselnde Vision des gesamten Universums als eine einzelnes, untrennbar verbundenes, lebendiges Ganzes, dass uns eine Dimension der Bedeutung für unser tägliches Leben anbietet, die aus dem Verständnis unseres Platzes in diesem Ganzen entspringt.

Aber ist das genug? Wie verändern wir die prägende Geschichte unserer Welt? Unsere kollektive Kultur zelebriert ihre Geschichte von endlosen Sehnsüchten. Sie speist uns mit ihren Bildern, die, wenn sie uns auch niemals nähren können, wie eine Droge auf unseren Geist und unsere Körper wirken, sogar während sie uns und die Erde ausbeutet. Wir sind abhängig von materieller Prosperität geworden und der egozentrischen Gier, die diese antreibt. Wir sehnen uns nach einer Geschichte die unserem täglichen Leben eine Bedeutung gibt und die Gesundheit und Schönheit auf Erden wiederherstellen kann, aber wir bleiben in unserer Erzählung des „Zeugs“-Zelebrierens hängen.

earth-breath

Sobald wir erkannt haben, wie uns diese Geschichten in ihrem Bann halten, entweder verzaubern oder überlisten, können wir ein Gefühl für ihre Macht entwickeln. Sie sind nicht nur einfach Sprüche, die von Politikern, Konzernen oder sogar Religionen erschaffen wurden; sie entstanden aus der archetypischen inneren Welt, in der Mythen geboren werden. Wir können die archetypischen Dimensionen früherer Mythen erkennen, zum Beispiel die Götter und Göttinnen früherer Perioden; einige können es in dem etwas neueren Mythos eines patriarchalischen, transzendenten Gottes, der in einem entfernten Himmel lebt, sehen. Die archetypische Macht der momentanen Mythen des Materialismus ist schwerer zu erkennen, da sie sowohl täuschend, als auch verführerisch sind. Und dennoch, wenn man etwas genauer hinsieht, kann man auch hier die zugrunde liegenden Archetypen erkennen. Da gibt es den patriarchalischen Mythos der Herrschaft über die Natur – einen ursprünglich maskulinen Machtantrieb. Was aber weniger offensichtlich ist, ist die Art, wie uns die dunkle Seite des abgelehnten Femininen in ihrem Netz der Begehrlichkeit gefangen hält. Denn was ist Materialismus anderes als die Anbetung der Materie, die nichts anderes als die Domäne der Göttin ist? Wir sind viel präsenter in der archetypischen Welt als wir uns zuzugeben getrauen.

Und jetzt auf der Suche danach, unsere Zivilisation und unseren Planeten wieder einzufordern, sprechen wir über die Notwendigkeit einer neuen Geschichte, einer Geschichte die den Geist zurück zur Schöpfung führt und die ursprüngliche Einheit verehrt, die das Netz des Lebens ist. Wie unsere momentane Geschichte, könnte die neue ebenfalls auf einer alten aufgebaut werden: einer Geschichte in der alles in der Schöpfung als heilig angesehen wurde, in der die Menschheit nur ein Teil des Wandteppichs des Lebens war – eine Geschichte, die noch von vielen eingeborenen Völkern gelebt wird. Aber diese entstehende Geschichte ist auch evolutionär, denn sie bezieht sich auch auf die Einsichten der Partikelphysik in die unterliegende Natur der Schöpfung, um eine Vision der Welt als ein miteinander Verbundenes darzustellen, in der, wie im symbolischen Bild von Indras Netz, jeder Teil das Ganze beeinflusst. Und diese neue Geschichte der Schöpfung verbindet die kleinsten Partikel mit einem sich immer weiter ausdehnenden Kosmos mit Milliarden von Galaxien – und tut dies in einer Art, die Wissenschaft und das Heilige verbindet, sie als Ausdrücke derselben Realität versteht.

Dies ist die fesselnde Geschichte unserer Zeit. Aber erkennen wir, wodurch diese neue Geschichte entsteht? Erkennen und honorieren wir die innere Dimension, aus der all diese weltverändernden Geschichten geboren werden? Wir kennen das grundlegende Bedürfnis nach einer neuen Geschichte, aber streben wir danach, das Leben zu verändern, ohne die zugrunde liegenden archetypischen Kräfte anzuerkennen, die Götter und Göttinnen, die noch immer in den Tiefen der Schöpfung regieren – ohne die ursprüngliche Welt anzuerkennen, die die innere Quelle des Lebens ist? Wenn eine Geschichte nicht aus der inneren Welt heraus geboren wird, wird ihr die Kraft fehlen, wirkliche Veränderungen herbeizuführen. Sie wird nur unser bewusstes Selbst ansprechen, die Oberfläche unseres Seins, als uns in der Tiefe unseres Wesens zu berühren. Die Geschichten der Vergangenheit, die Mythen, die die Menschheit geformt haben, sprachen unsere individuelle und kollektive Seele mit der göttlichen und transformativen Macht an, die aus den Tiefen entstammt. Wie viele wurden durch den Archetypus des Kriegers oder Helden in die Schlacht gerufen? Wie viele Kirchen wurden auf dem Fundament des Mythos der Vergebung errichtet? Die Macht der archetypischen, mythischen Welt gehört zu den Flussbetten des Lebens, die die Menschheit geformt haben.
Aber traurigerweise hat sich unsere gegenwärtige Kultur von der inneren Welt distanziert. Wir werden weder darin unterrichtet, diese grundlegenden Kräfte zu ehren, noch wissen wir in welchem Verhältnis wir zu ihnen stehen. Unser zeitgenössisches Bewusstsein weiß häufig noch nicht einmal etwas von deren Existenz. Wir leben auf der Oberfläche unseres Bewusstseins, in Unkenntnis der Tiefen, die die tatsächlich bestimmenden Faktoren sind. Wie viele Menschen erkennen, dass wenn sie in ein Einkaufszentrum gehen, sie den Altar einer dunklen Göttin anbeten?

Als unsere christliche Kultur die vielen Götter und Göttinnen verbannte, und als dann die Wissenschaft erklärte, dass Mythen nur Hirngespinste seien, wurde wir mehr in die Falle gelockt als uns bewusst ist. Die archetypische Welt verschwindet nicht, nur weil wir unsere Augen verschließen, weil wir behaupten es gäbe sie nicht. Ihre Macht wird nicht durch unsere Ignoranz oder Arroganz geschwächt. Und dennoch haben wir vergessen wie man den Zugang zu diesen Kräften erhält und wie man sie einsetzt. Unbewusst haben wir uns selbst grundlegend entmachtet. Wir haben die Tür zu unserer Psyche und Seele geschlossen – wir schauen nur noch nach draußen.


HIALEAH GARDENS 


Und nun, wo es von grundlegender Bedeutung ist, die unsere Leben definierende Geschichte neu zu schreiben, stehen wir nur mit den inadäquaten Mitteln unseres bewussten Selbst da. Wir wissen nicht, wie wir die aus den Tiefen kommenden Energien begrüßen sollen, die Kraft zu sammeln, um eine echte Geschichte mitzuerschaffen. Wir haben uns selbst von den Energien der Quelle des Lebens isoliert, die wir so dringend benötigen. Und so sind wir an den Ufern unseres bewussten Selbst gestrandet.
Eine neue Geschichte wartet darauf geboren zu werden, wartet darauf unseren Planeten wieder einzufordern und unsere Seelen zu nähren. Es ist eine Geschichte eines Einsseins, das die Diversität der Schöpfung in einem selbsterhaltendem Ganzen enthält, eine Geschichte, die die Magie in der Natur wieder zurückbringen kann, die benötigt wird, um unseren beschädigten Planeten zu heilen. Wir können es in der Wiederkehr der Göttin Gaia erkennen, deren archetypische Energie und Göttlichkeit zu uns von der Welt als einem lebenden Wesen spricht. Ihr Abbild und das Gefühl einer lebendigen Erde sind wieder in das Bewusstsein der westlichen Welt eingedrungen und haben ein eigenständiges Leben entwickelt.

Aber dies ist auch die neue Geschichte, die jetzt aus den Tiefen der Psyche der Menschheit und der Weltseele emporsteigt, in unserer und ihrer Evolution. Sie beinhaltet sowohl das Mysterium des Lebens, als auch das Verständnis, welches uns die Wissenschaft geben kann. Es ist eine Geschichte der Kooperation, anstatt der Konkurrenz oder des Konflikts. Wir sind nicht die alleinigen Schöpfer dieser Geschichte, denn es ist die Geschichte des sich entwickelnden Lebens, das sich selbst neu erschafft, aber wir werden als Geburtshelfer benötigt. Wie bei allen Geburten muss es von der inneren Welt in die äußere Welt treten.
Herkömmlicherweise hat das menschliche Bewusstsein die Fähigkeit sich mit der inneren und äußeren Welt zu verbinden. Dies war lange die Aufgabe von Schamanen und Poeten, Künstlern und Mystikern. Diese sind die Visionäre der Seele die diesen Faden für die Menschheit gehalten haben, die dazu aufgerufen worden sind, in den Tiefen zu wirken und die göttlichen Wunder näher an unser kollektives Bewusstsein zu bringen. Und jetzt, wo die Welt stirbt und sie darauf wartet wiedergeboren zu werden, ruft die Tiefe all diejenigen Erwachten, die sie hören können, eine Verbindung zwischen den Welten herzustellen. Wie der Psychologe, Visionär und Gnostiker Carl Jung einst sagte: „Die Welt heutzutage hängt an einem dünnen Faden, und dieser Faden ist die Psyche des Menschen.“

Nur wenn wir die inneren Ursprünge dieser weltverändernden Geschichte erkennen, können wir an dieser Geburt teilnehmen. Nur wenn wir mit der symbolischen, archetypischen Welt zusammenarbeiten, kann deren Macht und Göttlichkeit wieder in unsere Existenz treten und zu der Menschheit als Ganzes sprechen. Nur dann wird diese Geschichte gehört werden. Wir können uns die Totgeburten von Ideen, denen die Lebenskraft aus der Tiefe fehlt, nicht länger erlauben. Wir sind dazu aufgerufen, wieder zur Wurzel unseres Wesens zurückzukehren, an der alles Heilige geboren wird. Dann, wenn wir sowohl in der inneren, als auch der äußeren Welt stehen, werden wir uns selbst als Teil der momentanen Synchronizität wiederfinden, in der das Leben sich selbst gebiert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen