Ein Kommentar von Susan Bonath.
Kein Journalist kann alles wissen. Es ist sein Beruf, Ereignisse zu hinterfragen. Ein guter Reporter spricht dafür mit allen, die der Wahrheit auf die Sprünge helfen können. Auch mit der politischen Gegenseite. Wie sonst sollte er auch Motivationen erfahren? Wie sonst könnten Leser und Zuhörer verstehen? Doch was ist, wenn ein Interview-Partner ganz offen Märchen verbreitet oder, mehr oder weniger versteckt, Hetze betreibt? Kein Journalist sollte dies so im Raum stehen lassen. Interviewer müssen hinterfragen.
Im Fall des bei KenFM interviewten AfD-Abgeordneten Christian Blex, veröffentlicht am 12. April, blieb so manches im Raum stehen – vielleicht unbedacht, womöglich unbemerkt. Auf jeden Fall fand es Anklang in jenem Lager, das seit Monaten oder gar Jahren bei KenFM herumpöbelt, wie »linksversifft« das Portal doch sei. Auf jeden Fall zog es zurecht den Zorn so mancher nach sich. Nicht wegen des Interviewten an sich, sondern wegen der Lügen, die stehen blieben. Ich gebe zwei Beispiele. Blex behauptete an einer Stelle sinngemäß, die türkischen
Gastarbeiter seien in den 1960er Jahren allein auf Wunsch der USA in die Bundesrepublik gekommen. Der Hörer konnte den Eindruck einer geheimen »Migrationskampagne« dunkler Mächte bekommen. Kein kritisches Nachhaken an dieser Stelle. Auch wenn es fast gänzlich ausgemachter Blödsinn war.
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