geschrieben von Steven Black:
Es
gibt heute so viele Menschen, die haben alles gelesen über “die
Illuminati”, Rothschild, Rockefeller, Soros, die CIA, Freimaurer,
Satanisten, etc; etc; etc. Angefangen von Fritz Springmeiers “Bloodlines
of the Illuminati”, Robin de Ruiters “die satanischen Blutlinien”, “die
Insider” von Gary Allen, John Coleman’s “Komitee der 300”, “Die neue
Weltordnung” von Pat Robertson, “Behind a pale horse” von Milton William
Cooper, “Wer regiert die Welt” von Des Griffin, “Geheimgesellschaften
und ihre Macht im 20 Jahrhundert” von Jan van Helsing aka Jan Udo Holey,
die Bücher von David Icke und vieles mehr.
Und
viele Leser dieser Werke denken von sich, sie hätten nun verstanden und
wären aufgewacht und alle anderen wären dumpfe Schlafschafe.
Nein,
du bist nicht aufgewacht, du hast nur viele Bücher und Artikel von
Leuten gelesen, die dein Gehirn gefickt haben. Nicht ein einziger
Gedanke über Illuminati, Rothschild, Satanisten und Co, ist je von dir
selbst gekommen. Du hast einfach jemanden vertraut, weil das was gesagt
wurde, in dein persönliches Weltbild passte und dir einen Feind
präsentierte, auf den du deinen Bullshit projizieren konntest.
Keine
Sorge, nicht nur du wurdest verarscht. Ich ebenfalls, ich habe auch
eine ganze Menge von diesem Zeug inhaliert und geglaubt. Auch ich habe
meinen persönlichen Mindfuck auf diese Art von Feindbildern projiziert.
Dieser Beitrag ist meine persönliche Abrechnung damit. Es gab eine Zeit,
da habe ich die Bücher von David Icke, Jan van Helsing und vielen
anderen Autoren verschlungen. Und ich habe damals nicht verstanden,
warum man beispielsweise Jan van Helsing vorgeworfen hat, er wäre ein
rechtsradikaler Antisemit. Vor allem verstand ich es deswegen nicht,
weil Jan Udo Holey sein Schreibstil durchwegs mit spirituellen Ansätzen
verbunden war.
Oh, how little did I know about ..
In
diesem Artikel werde ich einigen dieser Leute und ihren Büchern genauer
auf den Zahn fühlen. Am Ende werden einige Zusammenhänge klar werden
und du wirst feststellen, dass die alle voneinander mehr oder weniger
abgeschrieben haben, das Zeug weiterpropagiert und einiges selbst hinzu
erfunden hatten. Dazu kommt, dass all die angeblich spirituellen
Ansätze, die es in einigen solcher Werke gibt, an ihrer Wurzel
korrumpiert sind von rassistischen und menschenfeindlichen Ideen, die
sich im letzten Jahrtausend ansammelten und bis heute in den Köpfen der
Menschen überlebten. Die Namen und Darsteller ändern sich manchmal, je
nach Autor, aber die Wurzel ist immer dieselbe …
Now, let’s take a ride ..
Die Illuminati
Der
Ursprung des Illuminati Begriffes geht zurück auf den Illuminatenorden,
gegründet am 1. Mai 1776, von dem Kirchenlehrer Adam Weishaupt. Deren
Zielsetzung war es, die Herrschaft von Menschen über Menschen
abzuschaffen und eine grundsätzliche Verbesserung der Welt. Für die
damalige Zeit kann man sie eine fortschrittlich denkende Gruppe nennen
und der Aufklärung verschrieben. Obwohl der Illuminatenorden grade
einmal 10 Jahre Lebensfähig und 1785 bereits verboten wurde, beflügelten
sie weiterhin die Phantasie der Menschen.
Zahlreiche
Theorien ranken sich bis heute um die fortsetzende Existenz dieser
Gesellschaft und ihre angeblichen geheimen Tätigkeiten, wie etwa
Initiator der Französischen Revolution gewesen zu sein, ihrem heroischen
Kampf gegen die katholische Kirche, die USA sei durch sie entstanden
und last but not least, natürlich ihr Streben nach der Weltherrschaft.
Es war der französische Priester Jacques François Lefranc,
der erster in seinem Buch “Le voile levé pour les curieux ou les
secrets de la Révolution révéles à l’aide de la franc-Maçonnerie”
(übersetzt etwa: „Der Schleier gelüftet für die Neugierigen, oder die
aufgedeckten Geheimnisse der Revolution über die Hilfe der
Freimaurerei“) den Verdacht äußerte, die Illuminaten stünden hinter der Französischen Revolution.
Der französische Jesuit Augustin Barruel
verbreitete diese Theorie weiter und erklärte in seinen 4 Bänden
“Mémoires pour servir à l’histoire du Jacobinisme” (Denkwürdigkeiten zur
Geschichte des Jakobinismus), das die Französische Revolution als ein
einziges, gigantisch durchtriebenes Unternehmen der Illuminati gewesen
wäre.
Barruel
bezeichnete sie als Anarchisten und Satanisten, welche für die
Revolution direkt verantwortlich seien. Die “Denkwürdigkeiten” wurden
eines der meistverkauften Bücher der ersten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts und waren ein Ausdruck zutiefst königstreuen Denkens,
urbiblischen Fundamentalismus und eines Weltbildes, in dem Demokratie
mit Gottlosigkeit gleichgesetzt wurde.
Sowohl
Jacques François Lefranc als auch Augustin Barruel machten keinen
Unterschied zwischen Freimaurern und Illuminaten. Die Illuminaten
übernahmen zwar teilweise freimaurerische Strukturen wie die Loge und
ein Gradsystem, da Weishaupt ursprünglich Mitglied bei den Freimaurern
war – aber sie gehörten nicht zu den Freimaurern. Abgesehen davon, waren
die Ziele der Illuminaten sehr konkret politisch ausgerichtet und sie
waren per se eine verborgene, geheime Loge. Die Freimaurer sind weder
geheim, noch sind bei ihnen politische Ambitionen zu finden.
Jacques François Lefranc und Augustin Barruel
waren beide komplett unfähig, die Ursachen der französischen Revolution
auf die offensichtlichen Tatsachen zurückzuführen, die in der hohen
Staatsverschuldung und drohendem Bankrott lag. Es gab eine massive
Verarmung der Gesellschaft, während es dem König, dem Adel und den
Kirchenleuten prächtig ging. Die Menschen hungerten, hatten politisch
kein Mitspracherecht und wurden ausgebeutet. Da beide Autoren zudem auch
Priester waren, kann man verstehen, dass ihnen die Stimmungsveränderung
und der Volkszorn nicht gefiel. Sie gehörten immerhin zu den
Privilegierten und damit zu den Verlierern der Revolution. Da braucht
man natürlich Sündenböcke ..
Augustin Barruels
“Denkwürdigkeiten” wurde in mehreren Sprachen übersetzt und sollten
1798, in der jungen USA eine regelrechte Illuminaten-Hysterie auslösen,
wobei Thomas Jefferson von Klerikerkreisen bezichtigt wurde, ein Agent
der “Illuminaten” zu sein und zu beabsichtigen, Präsident John Adams und
das gesamte Christentum in den USA stürzen zu wollen. Und das, obwohl
es die Illuminaten schon nicht mehr gab.
Erst
mit dem aufkommen der berüchtigten “Protokolle der Weisen von Zion”,
wurde aus der Weltverschwörung der Illuminaten, eine moderne
Verschwörung des Weltjudentums. Und natürlich waren alle Anführer der
Illuminaten JOOOOOUDN!
(Das
Problem ist nur, der Illuminatenorden von Weishaupt war eindeutig
Antijüdisch eingestellt). Projüdisch zu sein gab ihre Zeit einfach nicht
her.
Lange
vor “den Protokollen” gab es aber historische Vorläufer der Idee, die
Juden wären an allem Schuld. Und rate mal, wer sich dabei besonders
hervortat? Richtig, die katholische Amtskirche. Als Jude hatte man
nirgends viel zu lachen. Durch das gesamte Mittelalter hindurch kam es
immer wieder zu Wellen von antijüdischer Propaganda, die stets von
Mitgliedern des Klerus aus erfolgte. Es war stets dasselbe Strickmuster
und es war anscheinend überhaupt nicht schwierig, religiös induzierten
Hass auf Andersgläubige zu entfachen. Wo immer es ein Problem oder eine
Krise gab, wurden die Schuldigen sofort in der religiösen Minderheit der
Juden gefunden – die ja “unseren Herrn ermordet hatten”. Die Juden
wurden immer als die angeblichen Verursacher, aller möglichen negativen
Fehlentwicklungen und menschengemachter Katastrophen etikettiert. Sie
galten als „Feinde der Menschheit“, “Gottesmörder“, „Brunnenvergifter“,
„Ritualmörder“, „Wucherer“ und „Parasiten“.
Um
1096 wollten die Kreuzfahrer sich vor dem Aufbruch nach Jerusalem
zunächst der „Ungläubigen“ im eigenen Land entledigen. Auf ihrem Weg ins
Heilige Land mordeten und plünderten sie jüdische Stadtvierteln und
Dörfer und stellte die Juden wurden vor die Wahl „Taufe oder Tod“.
Diejenigen Juden, die nicht zum Christentum konvertieren wollten, wurden
von den Kreuzfahrern einfach erschlagen.
Adolf Hitler
war auch nicht der erste, der die Idee hatte, dass sich Juden in der
Öffentlichkeit durch bestimmte Farben und Kleidung kenntlich zu machen
hätten. Papst Innozenz III. forderte auf dem 4. Laterankonzil 1215,
Maßnahmen und Regeln, die bereits im arabischen Kodex Omar standen und
er verankerte antijüdische Gesetze im kanonischen Recht der katholischen
Kirche. Der Kodex Omar
ist ein muslimisches Regelwerk vom Jahre 580 bis 644, welches das
Verhältnis der Muslime mit “Ungläubigen” innerhalb ihres
Herrscherbereichs definieren sollte. Also Christen und Juden. Sie
durften weder politische Ämter haben, duften keine Pferde reiten, keine
Gotteshäuser bauen und religiöse Feiern abhalten.
Christen
mussten als Erkennungszeichen dunkelblaue Flicken an ihren Ärmeln
tragen und Juden mussten gelbe Flicken tragen. So konnte man sie sofort
von anderen Einwohnern unterscheiden. Papst Innozenz III stach besonders
das Ärgernis ins Auge, dass Christen und Juden sexuelle Kontakte
miteinander hatten. Ja, schlimm, er befand also, derlei sexuelle
Kontakte seien eine Verleugnung des christlichen Glaubens und so
forderte er herbe Strafen dafür.
-
Am 6. Juni 1391 stürmte der von der katholischen Kanzel aufgeputschte Pöbel das jüdische Viertel Sevillas. Seine Bewohner wurden teilweise massakriert, als Sklaven verkauft oder wenn sie “Glück hatten” der Zwangstaufe unterzogen.
-
Während der großen Pestpandemie 1347–1353, gab man den Judengemeinden Europas die Schuld dafür und man behauptete, sie hätten die Brunnen vergiftet, um die Ausrottung der Christen herbeizuführen. Dies löste eine schwere Pogromwelle in ganz Europa, mit hunderttausenden jüdischen Opfern aus.
-
Im Heiligen Römischen Reich wurden die Juden im 15. Jahrhundert aus den meisten Reichsstädten und den landesherrlichen Territorien im Osten des alten Reiches vertrieben. In der den Juden feindlichen, durch das Christentum geprägten Gesellschaft wuchs der religiöse Hass gegen die Andersgläubigen, die eng verbunden mit der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit des Römischen Reiches. Im Zusammenwirken führten religiöse, sozialpsychologische, politische und wirtschaftliche Dynamiken, immer öfter zu antijüdischen Aktionen. Die Folge waren Judenvertreibungen und Pogrome, die erst in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts endeten.
Als sich Napoléon Bonaparte
1791 für die Religionsfreiheit der Juden, auch in allen von Frankreich
besetzten Gebieten einsetzte, flammten die jüdischen Ressentiments
wieder auf, welche speziell von den Gegnern der französischen Revolution
kamen (Adel und Klerus). Man sah die Juden sofort als die Drahtzieher
des sozialen Umbruchs. Der Priester und der Jesuit, die beiden Autoren –
weiter oben erwähnt, Jacques François Lefranc als auch Augustin
Barruel, trugen mit ihren Büchern dazu bei, um diese Idee weit zu
verbreiten. Hatten die Juden etwa nicht massiv von der Revolution
profitiert? Bekamen sie etwa nicht die vollen Staatsbürgerrechte? Gab es
etwa nicht immer Probleme „mit denen“?
Die
französische Revolution war ein dermaßen enormer Umbruch in alle
möglichen Richtungen, sozial, politisch und wirtschaftlich, die
letztlich in einer offiziellen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte
(Code zivil) mündeten – die für ALLE gelten sollten. Das war damals
wahrlich revolutionär. Die Menschen hatten es satt vom Adel und Klerus
ausgebeutet und unterdrückt zu werden und so kam es zu einem
tiefgreifenden Wandel im menschlichen Bewusstsein. Die religiösen
Trottel, uneinsichtig und verbohrt bis zuletzt, wussten sich das nicht
besser zu erklären als mit “die Joooooudn warn’s”.
@Wikipedia |
Die
heutige und in Europa modern gewordene Theorie, das Weltjudentum, die
Freimaurerei und die Illuminaten (oder wären überhaupt identisch) hätten
sich gegen die Menschheit verschworen, ist teilweise auf die britische Faschistin Nesta Helen Webster zurückzuführen. In ihren Büchern “Secret societies and subversive movements” (1921),“The
French Revolution: A Study in Democracy” 1923), “The Surrender of an
Empire”, “The Need for Fascism in Great Britain”, “The Origin and
Progress of the World Revolution, Germany and England”, malte sie das
bequeme und einfache Bild einer monumentalen Verschwörung gegen die
Menschheit.
An
deren Wurzel die Juden (welche sie schlicht als “den Antichristen”
bezeichnete) stünden, die gemeinsam mit Gnostikern, Drusen, Freidenkern
oder/und Sozialisten, eine einzige satanistische und damit
antichristliche Verschwörung verfolgten. Die einzige Rettung sei durch
das hehre, arische und faschistische Ideal zu finden. Sie identifizierte
in ihrem Wahn all die unterschiedlichen Strömungen und Gruppen als
Freimaurer und Illuminaten, da sie dem “dreifaltigen Christentum widersprechen würden”.
Auf
diese Weise erklärte sie sich die französische Revolution, die
Oktoberrevolution in Russland, die Radikalisierung von
Arbeiterbewegungen westlicher Länder und nicht zuletzt das Entstehen
supranationaler Organisationen, wie den Völkerbund. Die Quellen der
Nesta Helen Webster, die sie als Beweise für ihre Theorien heranzog,
waren die Machwerke von Augustin Barruels “Denkwürdigkeiten” und die gefälschten “Protokolle der Weisen von Zion”. Siehste, wussten wir es doch – de Joooooudn warn’s.
Auch
Adolf Hitler hatte in “Mein Kampf”, “die Protokolle” als Beweis für den
schlechten Volkseinfluss und Charakter verwendet, welchen die Juden
angeblich hätten. Er nutzte “die Protokolle” zur Dämonisierung der
Juden, um den Deutschen ein Hassobjekt zu geben, worauf sie ihre
Aggressionen und Minderwertigkeitsgefühle richten konnten. Er
bezeichnete die Juden als Betrüger, Mörder, Vergewaltiger und
entmenschlichte sie, indem sie mit Tiervergleichen assoziiert wurden,
wie Parasiten, Wanzen, Spulwürmer und sie mit Ungeziefer gleichsetzte.
Nur das arische Ideal besaß Wert, alles andere waren Untermenschen,
geistig und sittlich völlig verkommen.
Die Protokolle der Weisen von Zion
Es
gibt sehr viele, sehr widersprüchliche Versionen, was den Ursprung “der
Protokolle” betrifft. Die meisten davon kannst du in der Pfeife
rauchen. Allgemein gesagt, handelt es sich bei den „Protokollen der
Weisen von Zion“, um eine Zusammenfassung einer angeblichen geheimen
Versammlung der „jüdischen Weltregierung“, die 1897 anlässlich der
ersten Zionistenkongresse in Basel, ihre Pläne für die Übernahme der
Weltmacht besprochen hätten. Oberstes Ziel sei eine künstliche
Verknappung der Weltfinanzen und die Auslösung von absichtlichen
Wirtschaftskrisen, bis – tada, alles Geld in den Händen weniger Juden
sei.
Gesichert
ist jedoch die Tatsache, dass die Textpassagen “der Protokolle”, bis
auf einige Hinzufügungen, auf mehrere unterschiedliche Werke
zurückzuführen sind, die man einfach zusammenkopierte und daraus “die
Protokolle schusterte. Ein großer Teil “der Protokolle” sind einer
Satire von Maurice Joly (“Dialog in der Unterwelt”, 1864) entnommen, die
als Kritik gegen Napoléon III. gerichtet war. Man kann dies deswegen
nicht leugnen, weil große Textpassagen wortwörtlich in “die Protokolle”
übernommen wurden. Die Satire stellte einen fiktiven politischen Dialog,
zwischen Machiavelli und Montesquieu dar, wobei Montesquieu liberale,
demokratische Prinzipien vertreten sollte, Machiavelli hingegen die
zynischen Ansichten eines Despoten.
Die
Aussagen Machiavellis und Montesquieus, wurden den namenlosen
Teilnehmern an dem Treffen zugeschrieben. Maurice Joly war ein
Freigeist, dessen Intention zum schreiben des Buches eine aufklärerische
Absicht zugrunde lag. Wie er 1870, in seiner “Rechenschaft im Kerker”
selber schrieb: “Machiavelli als Verkörperung der Gewaltpolitik neben
Montesquieu, der die Politik des Rechts vertritt und Machiavelli sollte
Napoleon III. sein, der höchstpersönlich seine abscheuliche Politik
darstellen würde”.
Eine weitere Quelle war das 1868 erschienene Buch “Biarritz” von Hermann Goedsche, welches dieser unter dem Pseudonym “John Retcliffe” herausgegeben hatte. Goedsche war ein Agent Provocateur
für die preußische Geheimpolizei. Er fälschte Briefe, die dann als
Beweise gegen demokratisch eingestellte Menschen benutzt wurden. In
„Biarritz“ gab es ein Kapitel „Auf dem Judenkirchhof in Prag“, darin
wurde geschildert wie die Vertreter der Zwölf Stämme Israels bei einer
ihrer jährlichen Zusammenkünfte auf dem jüdischen Friedhof in Prag über
ihre Fortschritte zur Errichtung der Weltherrschaft diskutierten.
Zu
den Methoden, dieses Ziel zu erreichen, zählten sodann der Erwerb von
Grundbesitz, die Umwandlung von Handwerkern in Industriearbeiter, die
Infiltration in hohe Staatsämter, die Beherrschung der Presse, usw. In
“der Rede des Rabbiners” von “Biarritz”, drückte der Vorsitzende den
Wunsch aus, in 100 Jahren die Könige der Welt zu sein.
Eine
erste, sehr rudimentäre Version “der Protokolle” erschein 1903, in der
Petersburger Zeitung SNAMJA (das Banner). Herausgeber war der militante
Judenhasser Chruschtschewan, der kurz vor der Erstveröffentlichung in Bessarabien,
ein antisemitisches Pogrom anstiftete. Er berief sich bei der
Veröffentlichung auf die Übersetzung eines französischen Dokumentes mit
dem Titel “Sitzungsberichte des Weltbundes der Freimaurer und Weisen von
Zion”.
Eine
spätere Version stammte von dem Autor G. Butmy, der zusammen mit
Chruschtschewan an der Gründung der “Union des russischen Volkes”
beteiligt war, einer Vereinigung von Kriminellen und Rechtsextremisten,
die Pogrome und Attentate ausführten, die später als “schwarze
Hundertschaften” bekannt wurden. G. Butmy veröffentlichte noch weitere
Versionen “der Protokolle”, in dem Buch “die Feinde der menschliche
Rasse”.
Den
wirklichen Durchbruch allerdings, die mediale Aufmerksamkeit und
internationale Verbreitung dieses “Super Mindfucks für Dummys”, gelang
erst durch Professor Sergei Alexandrowitsch Nilus. Nilus wird in Umberto
Ecos Roman, “das Foucaultsche Pendel” als eine Art Endzeitprediger
beschrieben, dessen fixe Idee “der Antichrist” ist. In Nilus seinem Buch
(3. Ausgabe)“Das Große im Kleinen- der Antichrist als nahe politische
Möglichkeit”, (1905) waren die Protokolle in ihrer derzeitigen Form, im
Anhang des Buches eingefügt. Nilus war ein Typ, der nahezu überall den
Antichristen am Werk sah. In Demokratiebestrebungen, im Individualismus,
in der Wissenschaft und in Religion natürlich.
Die
Protokolle trafen den Nerv der Zeit, wo vieles unstabil und unsicher
war. Sie dienten als einfache Erklärung für diverse Dynamiken und auch
Rechtfertigung, um die Juden in Russland zu brandmarken. Selbst Zar
Nikolaus II war von “den Protokollen” beeindruckt, dennoch veranlasste
er seinen Innenminister, “die Protokolle” und ihren Ursprung genau zu
untersuchen. Bereits damals wurden sie als Fälschung enttarnt. Und was
passierte? Dasselbe wie heute bei den Fakenews, wenn du jemandem
nachweist, dass es Bullshit ist:
Es gibt eine Überlieferung dazu, was Zar Nicholaus II sagte, als sein Innenminister ihm erklärte, dass es eine Fälschung sei:
He has just given a fuck about the truth!“Lasst die Protokolle fallen. Eine reine Sache darf man nicht mit schmutzigen Methoden verteidigen.”
Soweit
man heute weiß, wurden “die Protokolle” von der damaligen, russischen
Geheimpolizei des Zaren, der Ochrana (Oberbegriff für die verschiedenen
Geheimdienste), genauer gesagt ihrer französischen Auslandsabteilung
fabriziert und die verschiedenen, unterschiedlichen Texte auf eine Weise
zusammengebastelt, damit ihr Kontext an die damalige Zeit angepasst war
und ergänzten diese mit eigenen Geschichten. Speziell Pjotr Iwanowitsch
Ratschkowski (1853–1910), Leiter der Abteilung für Auslandsfragen in
Paris und sein Assistent Matwei Golowinski (1865–1920) stehen im
Verdacht, die Protokolle verfasst zu haben, um damit Zar Nikolaus II.
von der Schädlichkeit des Liberalismus zu überzeugen.
Ganz
gesichert ist das mit der Ochrana allerdings nicht, dazu müsste man die
Urheber eindeutig identifizieren können, was sich im nachhinein und
nach all dieser Zeit schwierig gestaltet.
Die
bisher wahrscheinlich vollständigste Aufarbeitung, die Vor- und
Entstehungsgeschichte “der Protokolle” von 1855 bis 1900, hat Umberto
Eco in seinem Roman, “Der Friedhof in Prag” gemacht.
Nachdem
die Protokolle nach Amerika überschwappten, begannen sie eine
Eigendynamik zu entwickeln und durchreisten quasi die ganze Welt. 1920
verbreitete der Automobilhersteller Henry Ford, in den USA “die
Protokolle”. Zunächst in seiner Zeitung, in der bereits vorher mehrere
Beiträge gegen Juden gerichtet waren. Zuerst veröffentlichte er “die
Protokolle” als eine Serie von Artikeln, später als Buch (“der
internationale Jude”). Adolf Hitler war deswegen ausgesprochen
begeistert.
“In Hitlers Büro der NSDAP-Parteizentrale in München hing ein großes Porträt von Ford. Auf die Frage der Detroit News, was der amerikanische Industrielle für ihn bedeute, sagte Hitler 1931: „Ich betrachte Henry Ford als meine Inspiration”.
All
das bisher gesagte ist der Kontext, wie es zu heutigen, sehr weit
verbreiteten Ansicht kam, die Juden seien auf die Weltherrschaft aus.
Heute ist die Legende von der jüdischen Weltverschwörung noch immer eine
willkommene Munition für die Hamas und die Hisbollah, im Kampf gegen
Israel. In den Palästinensischen Autonomiegebieten gehören “die
Protokolle“ zum Unterrichtsprogramm. Das Gleiche gilt für christliche
Fundamentalisten in Osteuropa, die mit dem Kommunismus abrechnen oder
Amerikafeinde in Japan, die den Kapitalismus erklären wollen – sie alle
benutzen das dämonische Bild von den Juden, die nach der Weltherrschaft
streben.
Sowohl
das politisch extrem Links, wie extrem Rechts stehende Lager benutzt
die Protokolle, um sich gesellschaftliche Veränderungen und aktuelle
Probleme zu erklären. Einfach gemalte Schwarz-Weiß Bilder, dort die
armen unschuldigen Menschen und am anderen Ende die bösen Tyrannen,
müssen als Erklärung für komplexe Themenbereiche und gesellschaftliche
Dynamiken herhalten.
Fritz Springmeier
Springmeier
war ein evangelischer Jesusjünger und überzeugter Anhänger der
Überlegenheit der weißen Rasse, der zeitweise mit den Zeugen Jehovas
flirtete. Sein ursprünglicher Name war Victor Earl Schoof, den er
allerdings ganz legal in Fritz Springmeier änderte. Seine erste Ehe
wurde geschieden, nachdem seine Frau ihn des Kindesmissbrauchs
beschuldigte.
Nachdem
seine Frau das Sorgerecht bekam, entführte er das Kind und floh mit ihm
für 2 Jahre nach Oregon, wo ihn das FBI dann stellte und er in den
Knast ging. Nach diesem Gefängnisaufenthalt sollte er ein weiteres Mal
heiraten und ein Kind zeugen. Irgendwann in den frühen Neunzigern sollte
er Linda Johnson kennenlernen, alias Cisco Weehler, die von sich behauptete, eine angebliche Überlebende des “MK ULTRA-MONARCH Programms” zu sein.
Springmeier
fing an seine Frau mit Cisco Wheeler zu betrügen und organisierte
Workshops mit ihr, erzählte dem staunenden Volk von den Illuminati und
stellte Cisco sogar als seine Frau vor. Die fand das gar nicht lustig,
als man es ihr zutrug und bald darauf entwickelte der jüngste Sohn der
Springmeiers gravierende emotionale Probleme. Seine Mutter brachte ihn
zu einem Therapeuten, um eine Diagnose stellen zu lassen. Der Therapeut meinte,
der Junge könnte durch sexuellen Missbrauch traumatisiert sein. Ein
weiterer Berater bewertete den psychologischen Bericht und kam zu
derselben Schlussfolgerung. Wirklich, ein ganz ganz toller Jesusjünger
..
Cisco
Wheeler und Fritz Springmeier verfassten gemeinsam das Buch – “How The
Illuminati Create An Undetectable Total Mind Controlled Slave”. Das
einzige Problem daran ist, es gab nie ein Projekt Monarch, im MK Utra
Programm. Und von daher kann es auch keine Opfer von Projekt Monarch
geben. H.P. Albarell, ein Autor der sich geschlagene 17 Jahre mit MK Ultra auseinandersetzte und mehrere Bücher dazu schrieb, sagte dazu:
„I researched the CIA’s programs for over 17 years. As far as I could see and find, there is/was no Monarch project. Indeed, I was told by the fellow who first wrote about it that it was a fabricated project on his part and that he has regretted the creation for years. It is not necessary to make MKULTRA and Artichoke any worse than they were. They were absolutely horrible programs and the attempts to embellish them with made-up projects is not helpful or needed. In fact, it readily serves the Agency’s disinformation objectives to scatter this fabricated disinfo dust over the real story“.”
Zu Deutsch:
“Ich habe die Programme der CIA seit über 17 Jahren recherchiert. So weit ich sehen und finden konnte, gibt es kein Monarch-Projekt. In der Tat wurde mir von dem Kollegen, der zuerst darüber schrieb, erzählt, dass es ein fabriziertes Projekt von ihm sei und dass er die Schöpfung seit Jahren bedauert habe. Es ist nicht notwendig, MKULTRA und Artischocke schlimmer zu machen als sie waren. Sie waren absolut schreckliche Programme und die Versuche, sie mit erfundenen Projekten zu verschönern, sind nicht hilfreich oder notwendig. Tatsächlich dient es den Desinformationszielen der Agentur, diesen fabrizierten Desinformationsstaub über die wahre Geschichte zu verstreuen.”
Richtig,
es ist schlimm genug, was die CIA in ihren Gehirnwäsche Experimenten
bei Projekt MK Ultra anstellte (1953 bis 1975), aber das ist letztlich
alles an die Öffentlichkeit gekommen – lange bevor das
sensationslüsterne Buch von Springmeier und Wheeler rauskam. Sie nahmen
einfach die bekannten Informationen, welche durch das “Church Komitee”
und andere staatliche Untersuchungskommissionen veröffentlicht
wurden, verwendeten Aussagen von MK Ultra Überlebenden und erzeugten
damit das ziemlich bekannt gewordene Buch.
Fritz
Springmeier war auch derjenige, der damit anfing, die Familien
Rothschild, Bundy, Warburg, Freeman, Rockefeller, Kennedy, DuPont,
Collins, Russell, Astor, Onassis und Li, als die 13 führenden Illuminati
zu zeichnen. Er nahm dafür einfach berühmte und reiche Familien,
verwendete öffentlich zugängliches Material, verfälschte und erfand
zahllose Begebenheiten über einflussreiche Menschen, die immer schon die
Phantasie der Menschen beflügelt hatten. Die schlimmsten davon waren
natürlich die Rothschilds – you know, the Jooooudn.
Es sollten weitere Gefängnisaufenthalte folgen. 2002 wurde Springmeier wegen Drogen, Waffen
und einem Bankraub verhaftet. Vor Gericht (2003) fasste er dafür neun
Jahre Haft aus. Als Verteidigung kam er mit dem Märchen an, Leser seiner
Bücher hätten das Ding gedreht und ihm dann angehängt. Das dürfte mit
Abstand die dümmste Ausrede sein, die ich persönlich je hörte – und
glaub mir, ich kenne ne Menge davon.
Sehr viel, was Springmeier
und nachfolgende Autoren über die Rothschilds behaupteten, entspricht
nicht den Tatsachen. Dass sie eine mächtige, reiche und daher natürlich
auch politisch einflussreiche Familie wurden – geschenkt. Die Typen
haben sich hart aus dem Frankfurter Judengetto emporgearbeitet, hatten
viel Selbstdisziplin und ein Ziel vor Augen. Angefangen von der
legendären Story, Nathan Rothschild hätte unglaublich durch Napoleons
Niederlage bei Waterloo profitiert, weil er früher Bescheid wusste und
alle anderen Konkurrenten daher überholen konnte oder dass die
Rothschilds in einer Art Blitzaktion die englische Regierung einkassiert
hätten, sind Märchen.
Die
Geschichte um Waterloo entstammte einem antijüdischen Pamphlet von
1846, mit dem Namen “„Die lehrreiche und bemerkenswerte Geschichte von
Rothschild, dem ersten König der Juden“, wobei der ansprechenden
Autorennamen “Satan” verwendete wurde. Herausgeber und Autor war Georges Dairnvaell, der keinen Hehl aus seiner Judenabneigung und den Rothschilds im Besonderen machte.
In
dieser ersten, ursprünglichen Version ist Nathan Rothschild angeblich
persönlich nach Waterloo geritten. Spätere Autoren sagten, Rothschild
sei den ganzen Tag über bei der Schlacht gewesen, er habe sogar an einem
Treffen der Offiziere teilgenommen. Andere Autoren wiederum
behaupteten, sein Vorwissen sei durch seinen Geheimkurierdienst
gekommen, wodurch er immer alles schneller wusste, wie alle anderen.
Die Realität ist sehr viel profaner – Nathan Rothschild erfuhr aus der Zeitung die Neuigkeiten.
Zeitungen, die in der Woche von Waterloo veröffentlicht
wurden, weisen eindeutig nach, dass Nathan Rothschild keinesfalls der
Erste, geschweige denn der Einzige war, der die Nachricht über den Sieg
von Waterloo erhielt. Es war ein Mann namens “Mr. C von Dover”, der
frisch von Belgien kam und die Neuigkeiten bereitwillig den Zeitungen
erzählte. Die Story wurde am 21. Juni, etwa 12 Stunden, bevor es
“offizielle Nachricht” wurde, von mindestens drei Zeitungen
veröffentlicht. So, Nathan wusste also früher Bescheid, aber war
mitnichten der Einzige und hatte auch kein besonderes Vermögen, durch
diese Information gemacht.
Was wir bisher haben
Man
kann sehen, wie religiöse Vorurteile über die Jahrhunderte hindurch
dazu führten, den Juden die Schuld an allem möglichen zu geben. Bis zur
Zeit der französischen Revolution war der Judenhass rein religiös
motiviert, auch wenn man ihnen an diversen Dingen die Schuld zuschob.
Das änderte sich spätestens mit den paranoiden Vorstellungen der beiden
Autoren Jacques François Lefranc und Augustin Barruel. Die
beiden zielten noch nicht auf “die Juden”, sondern sahen alle möglichen
Freidenker, Andersdenkende, Freimaurer, Illuminaten und Jakobiner, böse
Ränke gegen die Monarchie und die Kirche schmieden. Es dauerte dann
auch nicht sehr lange, bis die begeisterten Leser und nachkommende
Autoren, die sich auf deren Werke bezogen, auf die Idee kamen – “na
klar, die Juden stecken da dahinter. Diese Penner wollen die
Weltherrschaft” – es passte einfach zu gut in das Weltbild, was man von
Juden hatte.
Jacques
François Lefranc und Augustin Barruel waren Zeitzeugen einer
untergehenden Ära und wussten nichts besseres, als ihre anklagenden
Zeigefinger auf vermeintliche Täter zu richten. Unfähig, die rapide vor
sich gehenden Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, als
eine notwendige, unvermeidliche Bewegungsdynamik zu sehen, wofür das
menschlichen Bewusstsein mehr als reif war. Spätere Autoren machten
nichts anderes und sahen diverse gesellschaftspolitische Veränderungen
am Horizont, als die Taten finsterer Kräfte und projizierten diese auf
die Juden.
Mit
“den Protokollen” sollte jedoch eine völlig neue Qualität an Paranoia
und Hass folgen – nun waren es nicht mehr allein religiöse Motive,
sondern diente auch als politische Abwehrformel, um den Bürgern einen
Feind zu geben, dem sie die Schuld an den Missständen geben konnten. Es
waren stets einfache Antworten, fabriziert für eher ungebildete Gemüter.
Es diente der Fütterung des Opferdenkens, der Ohnmacht Induzierung und
Verbreitung von Hilflosigkeit, angesichts derlei obszöner, gewaltiger
und weit im voraus geplanter Bösartigkeit.
Es
ist schon ziemlich auffällig, dass der Großteil aller Bücher, die über
diese und andere, angebliche Verschwörungen geschrieben wurden, meistens
von extrem Rechts eingestellten Nationalisten, fundamentalistischen
Katholiken oder Evangelikalen Frömmlern und Predigern geschrieben
wurden. Zumindest jene, die aus dem amerikanischen und britischen
Bereich kamen. Die allerdings die Vorlage wurden für diverse deutsche
Autoren, die weitgehend aus dem amerikanischen Bereich abgeschrieben
haben.
All
diese Glaubenssätze, wonach geheime Gesellschaften und Juden für nahezu
alles verantwortlich sind und die Zukunft auf eine geradezu omnipotente
Weise beeinflussen, hat in der esoterischen Szene ebenfalls ihren
Niederschlag gefunden. Hier sind es dann halt nicht mehr nur die Juden,
Illuminati oder Freimaurer, sondern irgendwelche bösartigen Aliens,
wahlweise die Archonten, Anunnaki Reptilien, Dracos, die Grauen, etc.,
etc., etc. Diesen bösen Aliens stehen natürlich positive, den Menschen
wohlgesonnene Aliens gegenüber. Auch das ist sehr Bibellike, eine
moderne Version der guten und der bösen Engel, Gottes Widersacher und
Gottes Armee.
Warum lässt man sich von solchen Leuten die Welt erklären?
Fortsetzung folgt in ein paar Tagen ..
Until next time same station
Quellennachweise:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen