Ebenen der Wahrnehmung und die Erfahrung von Wirklichkeit
am 31 Januar, 2014
"Ich habe immer und immer wieder betont, daß es keine
Rolle spielt, aus welcher Quelle Sie das Wasser schöpfen, solange es rein ist
und solange das Wasser den Durst der Menschen löscht. Sie beschäftigen sich mit
der Konstruktion des Brunnens, nicht mit dem Wasser." (Zitate von Jiddu
Krishnamurti)
Vereinfacht ausgedrückt: wenn wir uns nur mit dem w i e
befassen, werden wir das w a r u
m niemals erfahren.
Liebe Freunde,
es ist mir ein Anliegen, Euch heute wieder ein paar Zeilen
aus meinem Herzen mitzuteilen. Soeben kehrte ich von einer zweiwöchigen Auszeit
zurück. Mein Körper sendete mir hierfür die eindeutigen Signale. Diese kurze
Unterbrechung meiner Alltagsroutine veränderte meine Wahrnehmung bereits nach
etwa drei Tagen. Als erstes erstaunte mich das Maß meiner Unbewusstheit, welche
sich in den vergangenen Wochen eingestellt hatte. Unbemerkt hatte ich mich
wieder in die Routine meiner Alltagswelt verstrickt. In diesem Zustand war ich
überwiegend mit dem Reagieren auf Situationen beschäftigt. Hierdurch reduzierte
sich meine Wahrnehmung immer weiter auf die unmittelbar anstehenden Ereignisse.
Als mich beispielsweise Freunde über die Unruhen in der Ukraine und Ägypten
informierten, erreichten mich diese Nachrichten nur sehr oberflächlich.
Offenbar überließ ich die Bewertung meinem Verstandesapparat. So reagierte ich
mit voreiligen und sehr standardisierten Interpretationen. Es handelte sich um den automatisch
ablaufenden Prozess von Wahrnehmen und Interpretieren. Unsere Gedanken sind das
Resultat dieser Automatismen. Und haben mit der wahrzunehmenden Sache meistens
recht wenig zutun.
Nach drei Tagen meines Rückzugs wandelte sich sowohl das
Spektrum als auch die Weite meiner Wahrnehmung. So erfasste ich beispielsweise
die bürgerkriegsähnlichen Zustände in Ägypten und der Ukraine in einem eher
ganzheitlichen Kontext. Diese Art der Wahrnehmung ermöglicht ganz andere –
unzensierte – Eindrücke. Wie ich nun deutlich erkannte, reichte hierfür der
Zustand des Alleinseins und der inneren Ruhe aus.
"In Momenten vollkommenen
Alleinseins, das sich nur dann einstellen kann, wenn alle Fluchtmöglichkeiten
und deren eigentliche Bedeutung wahrhaft erkannt worden sind, tritt das Glück
des Augenblicks zutage."
Ganz offenbar zog sich mein Verstandesdenken in die 2. Reihe
zurück. Um etwas anderem Platz einzuräumen, etwas, was ich als mein Selbst
bezeichne. Die Wahrnehmungsebene dieses Selbst ist eine völlig andere Ebene als
die des Denkapparates. Das Selbst nimmt wahr was ist, der Verstand bewertet.
Vereinfacht dargestellt: Gewahrsein erfolgt über das Selbst, Interpretieren ist
die Aufgabe des Verstandes. In den letzten Jahren durfte ich immer wieder
erfahren, dass ein Gewahrsein nur im Zustand der Ruhe möglich ist. Wobei es
weniger um die äußere als um die innere Ruhe geht; es geht um die Ruhe des
Denkapparates. Im Zustand dieser Gedanken-Ruhe nehme ich meine Welt eher wahr,
so wie sie ist, als wenn ich sie durch meinen Verstand deute (so wie sie sein
sollte).
„Wie ich schon sagte, mein Ziel ist, die Menschen
bedingungslos frei zu machen, denn ich behaupte, dass die einzige Spiritualität
die Unbestechlichkeit des Selbst ist, denn diese ist zeitlos, sie ist die
Harmonie zwischen Vernunft und Liebe.“
Natürlich stehen die beiden Instanzen – Verstand und Selbst
– nicht in Konkurrenz; ohne einen Verstand wären wir in dieser Welt nicht
lebensfähig. Meiner Erfahrung nach stimmt das Verhältnis zwischen den beiden
Instanzen nicht mehr. Mit unserer Inkarnation wurde unser Selbst mit derartig
vielen Informationen überschüttet, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt eine neue
Identität angenommen wurde. Unserem Selbst wurde nun einen Namen gegeben.
Bedauerlicherweise verblassten unsere Erinnerungen an unser wahrhaftiges
Selbst. So identifizieren wir uns mit der Person, die von unseren Eltern einen
Namen erhielt. Durch ständige Konditionierungen und Erziehung entwickelte sich
mit dieser neuen Identität auch unser Ego und unser Verstand. Und damit auch
die Erinnerung an unser wahres Sein, an unser Selbst. Auch wenn mein Verstand
von diesen Dingen wusste, so blieb ihm doch die vollständige Einsicht verwehrt.
Das Verstandeswissen ist von theoretischer Natur. Dieses sogenannte
„Kopfwissen“ reicht nicht aus, die ungefilterte Wahrheit – die Dinge wie sie
sind - zu erkennen. Zusätzlich ist ein ganz erheblicher Teil unseres Gehirns
mechanisch geworden. Denken ist die Wiederholung oder die Reaktion der
Erinnerung. Und wenn wir bereits ein Leben führen, das mechanisch ist, und wir
versuchen, dieses mechanische Leben zu überwinden, indem wir einen anderen
mechanischen Prozess einführen, nämlich Systeme, Methoden, Übungen usw., dann
bleiben wir mechanisch. Indem wir die sogenannte Wahrheit, die Logik, die
Vernunft darin sehen, dann werden wir nie etwas mit Systemen, Methoden und
Übungen zu tun haben wollen. All das ist mir in den letzten Tagen noch einmal
klargeworden.
Das wirklich besondere an dieser Erkenntnis war jedoch etwas
Zusätzliches. Ich erkannte diese Strukturen aus einer erweiterten Wahrnehmung.
Wie in einer unmittelbaren Anschauung war dadurch die Trennung zwischen mir und
meiner Welt aufgehoben. Die Person „Dieter Broers“ nahm eine Reflektion mit dem
Selbst vor. Wie in einem Spiegel erkannte ich hinter dieser Person(a) das
Andere – was ich als „mein“ Selbst
wahrnahm. In diesem Zustand erkannte ich noch etwas. Ohne, das ich
meinen Fokus bewusst geändert hätte, nahm ich auch die Welt anders wahr. Ich
erkannte das Zusammenspiel von Chaos und Ordnung. Und ihre naturgemäße
Bedeutung. In diesem „Spiel“ steht die äußere Welt der inneren Welt gegenüber.
Chaos im Außen und Ordnung im Inneren. Beide Zustände scheinen sich einander zu
bedingen. Durch Chaos entsteht Ordnung. Bis es irgendwann zu einem Finale
kommt. Das Finale ist die Auflösung des Chaos, welches dem Zustand der Ordnung
einen Zuwachs an Erfahrungen ermöglicht.* Tatsächlich wird diese innere Welt
einer anderen Dimension zugeordnet. Es ist die Heimat unseres Selbst. Welches
ständig neue Erfahrungen macht um diese in eine kosmische Datenbank ablegt. Für
diese Erfahrungen braucht das Selbst offenbar die Äußere Welt (unsere
Raum-Zeit).
Wenn auch diese Zeilen meinem Verstand zuzuordnen sind, so
stammten die Einsichtungen hierzu doch von einer anderen Quelle. Ich wünsche
mir innständig, häufiger in einen solchen Seinszustand zu verweilen. Immerhin
durfte ich erfahren, dass es tatsächlich möglich ist, in einem Zustand des
Gewahrseins und des Verstandes zu sein. So liegt mein jetziges Bestreben darin,
mir öfter als bisher, diese Ruhepausen zu verordnen. Dabei muss es natürlich
nicht jedes Mal eine Urlaubsreise sein. Es reicht, auch das durfte ich
erfahren, oftmals schon eine kurze Unterbrechung der Alltagsroutine. Es reicht
bereits eine kurze Innenschau, ein Abgleich zwischen meinem Verstand und meinem
Bauchgefühl. Als ich mit dem Schreiben dieses Artikels begann, machte ich von
dieser Unterbrechung gebrauch. Ich lehnte mich in meinen Sessel zurück und
fühlte in mich hinein. Bereits nach wenigen Augenblicken erreichte ich wieder
diesen Zustand des Gewahrseins. Als ich dann mit dem Schreiben fortfahren
wolle, konnte ich außerordentliche Glücksgefühle wahrnehmen, begleitet von
wunderbaren Eingebungen. Vor meinem inneren Auge tauchte Jiddu Krishnamurti
auf. Ich fühlte seine weisen Worte, die ich vor vielen Jahren einmal erfahren
durfte. Und plötzlich – als ob ich mit ihm in einer Verbindung stehen würde,
bildete sich für mich eine Erkenntnis heraus. Kurz vor seinem körperlichen
Ableben wies Jiddu Krishnamurti noch einmal darauf hin, das sein ganzes
Bestreben die Menschen an ihre wahre Natur zu erinnern, leider keine
nachhaltige Wirkung hinterlassen hätte. Die Menschen sehen nur das, was sein
sollte und nicht was ist. Ich fühlte die tiefe Traurigkeit von Jiddu
Krishnamurti, als er diese Worte sprach. Hat sich – aus heutiger Sicht - an
dieser Situation etwas geändert? Aus meiner Verstandes Deutung würde ich diese
Frage eher verneinen. Diese Wahrnehmung nimmt für mich eher erschreckende
Formen an. Die Weltlage, die ja von Menschen generiert wird, scheinz unbeirrt
auf ein bitteres Ende zuzusteuern. Etwas zwischen Untergang und Sklaventum. Vor
kurzem hatte ich gar das Gefühl, wenn nicht noch in diesem Jahr eine
fundamentale Umwälzung stattfindet, würde unsere Welt verloren sein. Zumindest
für einen längeren Zeitraum.
Mein Bauchgefühl hingegen sagt mir etwas anderes. Dieses
Gefühl lässt mich erkennen, dass wir die kritische Masse bereits fast erreicht
haben, um eine fundamentale Wandlung einzuleiten. Ich möchte noch einmal in
Erinnerung bringen: Unsere geistige Grundhaltung bestimmt unsere Realität. Sind
wir chaotisch, ist es die Welt. Und umgekehrt. Indem wir uns immer öfter in
unsere sogenannte Mitte begeben, sind Verstand und Selbst vereint. In diesem
Zustand sind wir mit der Quelle des Seins verbunden. Hier ist nur Liebe im
Alles-was-ist. Durch diesen Seins-Zustand lösen wir die verhärteten und
eingefahrenen Strukturen der künstlichen und degenerativen (Un-)Ordnung auf.
Me Agape
Dieter
"Konflikt ist nichts weiter als das Leugnen dessen, was
ist, oder das Davonlaufen vor dem, was ist. Einen anderen Konflikt gibt es
nicht. Unser innerer Konflikt wird immer komplexer und unlösbarer, weil wir uns
weigern, uns dem zu stellen, was ist."
- See more
at:http://www.dieter-broers.de/
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