Du sollst keine anderen Götter neben Dir haben, erlebe die Göttlichkeit in Dir!

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Der Kräuterpfarrer der besonderen Art

Alm


Meine Davoser Pflegegrossmutter erweckte in mir einst die Liebe zur Natur und führte mich auf geheimnisvolle Weise in die Welt der Kräuter und Pflanzen ein. Sie selbst stellte Wundheilmittel her, damals vorzugsweise aus Bergarnika. Sie vermochte praktisch jede Wunde zu heilen. Innerlich wie äusserlich. Innerlich, indem sie stets ein offenes Ohr hatte und immer die richtigen Worte fand. Sie wurde 99 Jahre und 361 Tage alt, denn so sagte sie, 100 Jahre wolle sie nicht werden, denn dann käme die etwas lächerliche Stadtmusik ihretwegen, und dies wollte sie keinesfalls. Und so lebte sie bis kurz vor ihrem 100. Geburtstag in ihrer Wohnung und schlief mit einem Lächeln im Gesicht friedlich ein. Noch heute träume ich von ihr und manchmal treffen wir uns, tauschen uns aus. Sie inspiriert mich immer noch, wie auch jenes kleine Kräuterbüchlein von einem rebellischen Dorfpfarrer, welches sie mir hinterlassen hat.

Das Büchlein aus dem Jahre 1911 wurde geschrieben von Johann Künzle (1857 – 1945). Natürlich musste er sich schon damals als Pfarrer verteidigen, dass er den lieben Ärzten keinesfalls die Arbeit wegnehmen wolle mit seinem Naturwissen. Gerade früher waren die Wege bis zum nächsten Arzte weit und so wusste er das Leiden Mithilfe seines Kräuterwissens zu überbrücken. Neben seinem grossen Wissen aber fasziniert mich seine Art zu schreiben, zu sprechen. Freischnauze. Und dies damals! Ein grosses lächelndes “Wow” von meiner Seite. Gerne möchte ich hier ein paar Stilblüten niederschreiben. Ich vermute, dass in seinen Aussagen eine gewisse Ungeduld besteht, oder vielmehr eine gewisse Ohnmacht über einige Menschen, welche mit Scheuklappen durchs Leben wandeln und nicht sehen, dass alles da ist. Einst wie heute….




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