US-Präsident
Barack Obama hat einen spektakulären Kurs-Wechsel der Außenpolitik
vollzogen: In einem Interview mit 60 Minutes bezeichnete Obama als erste
US-Präsident den Irak-Krieg als „Fehler“. Die Syrien-Stratgie sei
gescheitert, ebenso wie die Intervention in Afghanistan. Die USA müssten
ihre militärischen Ausritte beenden. So spricht ein
Friedensnobelpreisträger.
US-Präsident Barack Obama hat in einem bemerkenswerten Interview mit CBS für die Sendung 60 Minutes einen völlig neuen Kurs in der US-Außenpolitik vorgegeben: Demnach sollen nicht mehr Kriege die US-Außenpolitik prägen – weil alle Stellvertreter-Kriege der jüngeren Vergangenheit gescheitert seien. Ausdrücklich bezeichnete Obama den Irak-Krieg als „Fehler“ – etwas, was in dieser Deutlichkeit noch von keinem US-Präsidenten zu hören gewesen ist. Obama: „Die Republikaner, die jetzt wollen, dass wir im Irak einmarschieren, sind dieselben, die immer noch Schwierigkeiten haben anzuerkennen, dass das ein Fehler war.“
Zu Syrien distanziert sich Obama in überraschend offener Weise von den
US-Neocons, die seit Jahren verlangen, dass die USA in Syrien eingreifen
sollen: „Ich war von Anfang an skeptisch gegenüber der Idee, dass wir im Endeffekt einen Stellvertreter-Krieg in Syrien starten sollen.“ Alle
bisherigen Bemühungen „haben nicht funktioniert“. Das Problem des
IS-Terrorismus sein eines, „das die ganze Gemeinschaft der Staaten“
lösen müsse – nicht die USA allein.
In Afghanistan habe
man 13 Jahre lang Krieg geführt – das Ergebnis stehe in überhaupt
keinem Verhältnis zu dem enormen „Investment“, das die Amerikaner
hineingesteckt hätten.
Der Interviewer, Steve Kroft, stellt beinharte Fragen, und Obama ist
über weiter Strecken nicht in der Lage, die Vorhaltungen zu entkräften.
Das dürften ihm seine Widersacher als Schwäche auslegen. So fragte
Kroft, ob die Schwäche der USA nicht dadurch ihren Ausdruck finde, dass
nun Russlands Präsident Wladimir Putin das Kommando im Nahen Osten übernommen habe.
Obama geriet etwas ins Schwimmen, und versuchte darzustellen, dass
Amerikas Stärke anderswo zu finden sei, etwa beim Kampf gegen den
Klimawandel. Vor allem aber wehrte sich Obama gegen die Definition von
Stärke als einer rein militärischen Kategorie.
Doch tatsächlich agiert Obama bei aller scheinbaren Hilflosigkeit in diesem Interview wie ein Friedensnobelpreisträger,
wohl zum ersten Mal in seiner Amtszeit. Er erklärt nämlich, wenngleich
aus der Defensive, dass all die militärischen Abenteuer und
Stellvertreter-Kriege für die Welt und für die USA sinnlos seien.
Obama: „Es wäre eine schlechte Strategie, wenn am Ende das einzige Maß
für die Führungsrolle und Stärke Amerikas darin besteht, dass wie
weitere 100.000 oder 200.000 Soldaten nach Syrien oder zurück in den
Irak schicken, oder vielleicht nach Libyen, oder vielleicht in den
Jemen; und wir dann dorthin gehen, nicht nur, um die Polizei zu sein,
sondern diese Regionen zu regieren. Wenn wir diesen Fehler wieder machen, dann Schande über uns!“
Quelle: DWN
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