KenFM-Positionen 7
Bis in die Achtziger Jahre war politischer Journalismus in Deutschland
einfach. In den Parlamenten gab es echte Lager. Wer zwischen schwarz,
rot, grün und gelb unterscheiden wollte, musste kein Experte sein.
Personen und ihre bekanntesten Köpfe standen sich frontal gegenüber.
Helmut Kohl und Joschka Fischer waren kein „Team“, so wie Herbert Wehner
und Franz-Joseph Strauss nie im selben Lager standen.
Was also tat der politische Journalist in der Regel? Er setzte sich nicht zwischen alle Stühle, sondern entschied sich für eine der ihm bekannten Seiten. Zu diesen Seiten gab es die entsprechenden Gazetten, Sender und Redaktionen. Man musste nicht groß recherchieren oder Gegenrecherche leisten, um im Geschäft zu bleiben. Es reichte z.B., in der FAZ oder der WELT eher konservative Positionen als „richtig“ zu verkaufen, während man beim SPIEGEL oder STERN linken oder liberalen Politikern nach dem Mund redete.
Sicher gab es immer auch investigative Reporter, die lagerübergreifend nach dem großen Skandal suchten und diesen auch fanden – nur war das immer die Ausnahme. Dieser Journalismus machte immer extrem viel Arbeit, und er konnte nicht auf einem betonierten Weltbild aufbauen. Wer im Dreck wühlte, wurde berühmt, aber eben auch berüchtigt. Die Politik mag solche Journalisten nicht.
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