Die DDR war ein Unrechtsstaat. So steht es zumindest in den meisten Schul- und Geschichtsbüchern geschrieben. Verfasst wurden diese zumeist von Menschen, die in Westdeutschland sozialisiert wurden. Denn: Die Gewinner schreiben die Geschichte. Sie sind es, die der Nachwelt vorschreiben, wie man die Vergangenheit zu interpretieren hat, während das Gewinnersystem – der Neoliberalismus – auf seinem Weg des unendlichen Wachstums auch die Zukunft eben dieser Nachwelt schon heute nachhaltig prägt.
Menschen, die zu einem etwas differenzierteren Blick der Geschichte anmahnen, haben es in diesem System nicht leicht. Massive Diffamierungskampagnen sind oftmals nur das geringste Übel, welches sie über sich übergehen lassen müssen. So geschehen auch bei Julia Szarvasy. Als junge Lehramtsstudentin des Fachs Geschichte musste sie feststellen, wie unpopulär sie sich in Fachkreisen machen konnte, sollte sie es wagen, die offizielle Geschichtsschreibung der DDR auch nur ansatzweise in Frage zu stellen. Dabei ging es Szarvasy nie darum, ein besonders farbenfrohes Bild der DDR zu malen. Es war und ist ihr vielmehr ein Anliegen zu zeigen, dass eine einseitig graue Darstellung des Lebens in der DDR ebenso verfehlt ist, wie nostalgische Schönfärberei. Und es geht ihr darum zu zeigen, dass sich in der heutigen BRD – Stichwort: Überwachung und mediale Propaganda – weitaus mehr dunkle, (DDR-)graue Anteile verbergen, als sich die meisten Menschen einzugestehen bereit sind.
Im Interview mit KenFM spricht Szarvasy über ihre persönliche Biographie, über ihren langen Weg der Politisierung in einer ostdeutsch geprägten Familie sowie über ihre Hoffnungen und Sehnsüchte für die Zukunft. Es ist ein Gespräch mit einer mutigen Frau, dies vor allem aber nicht nur für Westdeutsche einen hohen Aufklärungscharakter besitzt.
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