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geschrieben von Steven Black:
Die
 Entstehung von Glaubenssätzen sind ein vielschichtiger Prozess, der 
bereits in unserer Kindheit beginnt. Glaubenssätze können einfach 
übernommen, durch diverse Erfahrungen entwickelt und von uns selbst 
geprägt werden. An der Wurzel jeder tieferen Überzeugung steht ein 
Bündel von Bewertungen, die wir hierzu entwickelt und abgegeben haben. 
Glaubenssätze sind an sich nicht Schlechtes, sie dienen uns als 
Ankerpunkte und als Orientierung im Leben. 
Glaubenssätze
 haben den Vorteil (und den Nachteil), dass sie ins sogenannte 
Unterbewusstsein abgespeichert werden und damit Teil des 
“automatisierten Denkens” werden. Glaubenssätze werden zu einem 
Programm, welches fortgesetzt wirkt, ohne dass wir bewusst über die 
Dinge nachdenken müssten. Glaubenssätze sind im Grunde nichts anderes, 
als eine von uns selbst vorgenommene Bewertung, Beschreibung und 
Verallgemeinerung von Dingen, Umständen, Menschen, der eigenen Identität
 und vielem mehr. Was uns aber dabei hilft, unserer Erfahrung eine 
gewisse Struktur und Ordnung zu geben. Selbst die frühkindlichen, 
konditionierten Übernahmen von Glaubenssätzen, die wir von Eltern und 
Umwelt inhalierten, dienen dem Zweck, uns eine Struktur und Richtung zu 
geben.  
It’s a framing .. 
Mit
 Glaubenssätzen rahmen wir unsere Realität in ein bestimmtes Raster ein,
 indem wir aus einer Anzahl von Perspektiven, eine für uns stimmige 
bevorzugen. Aber wir formen mit Glaubenssätzen auch unsere menschliche 
Identität. 
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Bis
 etwa zu unserem 7. Lebensjahr durchleben wir eine Phase der Prägung, 
wobei wir alle möglichen Bilder, Sätze, emotionale Eindrücke, Gerüche 
und Bedeutungen in uns hineinnehmen, die uns von den Eltern und anderen 
wichtigen Personen vermittelt wurden. Wir übernehmen die kulturellen, 
gesellschaftlichen und persönlichen Grundüberzeugungen unserer Eltern 
einfach und saugen das regelrecht auf. Als Kinder sind wir in einem 
Abhängigkeitsverhältnis und unsere Beziehung zu unseren Eltern sichert 
unser Überleben. Aber man sollte Kinder nicht unterschätzen. Bereits als
 Kinder bewerten wir, was man uns erzählt, was wir wahrnehmen und 
fühlen. 
Aber
 die Bewertungsgrundlagen sind völlig andere, als wir das als Teenager 
oder als Erwachsene machen. Wenn wir Kinder sind, dann sind es primäre 
Bedürfnisse, die zählen. Bedürfnisse wir Sicherheit, Nähe, Fürsorge, 
Geborgenheit. Dem wird alles untergeordnet. Auch wenn wir als Kinder 
eine Art instinktiven Sinn dafür haben, was sich richtig oder falsch 
anfühlt – sind wir aus dem emotionalen Bedürfnis nach Sicherheit bereit,
 unsere eigene Wahrnehmung abzuwerten und wir bewerten das, was uns 
unsere Eltern beibringen und erzählen als wichtiger.
 
Diese Art von emotionaler Sicherheit ist alles, was zählt. Als Kinder 
sind wir unseren Eltern gegenüber 100 % loyal. Unsere Eltern könnten 
berüchtigte Kriminelle sein, als Kind ist dir das völlig schnurz.
We just agree to all terms.
Diese
 Überzeugungen, die uns als Kinder vermittelt wurden, haben natürlich 
Konsequenzen, für die sich daraus formende Persönlichkeit. Glaubenssätze
 über unsere menschliche Identität ergeben sich aus Bewertungen und 
Aussagen über das eigene Ich. Diese Glaubensüberzeugungen bilden sich 
aufgrund der Inhalte, die uns vermittelt wurden UND unseren eigenen 
Rückschlüssen und Bewertungen hierzu. Wenn wir sehr viel Kritik von 
unseren Eltern hörten, die vielleicht gar nicht so ernst gemeint, 
sondern oft aus einer schlechten Laune heraus so dahingesagt wurden – 
dann hat das dennoch Folgen für uns als menschliche Persönlichkeit. 
Als
 Kinder beziehen wir grundsätzlich fast alles, immer auf uns selbst. 
Viele der bekannten, limitierenden Glaubenssätze, die viele Menschen 
miteinander teilen, stammen aus der Kindheit – wie etwa: 
“Ich habe es nicht verdient” 
“Ich habe kein Recht darauf glücklich zu sein”
“Ich bin nicht gut genug”
“Ich bin nicht liebenswert”
“Ich kann das nicht” 
“Ich werde immer verlassen”
und vieles mehr ..    
Die
 Grundlage dieser Überzeugungen sind Aussagen, die wir über uns gehört 
haben, die dazugehörenden Erfahrungen und die Rückschlüsse und 
Bewertungen, die wir selbst dazu getroffen haben. Egal, welche Art von 
Überzeugungen wir haben – sie neigen dazu sich zu bestätigen. Wir finden
 immer eine Bestätigung dafür, was wir glauben.            
Glaubensüberzeugungen
 kommen natürlich nicht durch eine einzige Aussage, ein Erlebnis, eine 
Bewertung zustande. Es braucht mehrere, wiederholte und zumindest 
ähnliche Erfahrungen in dieser Richtung und wiederholte Bewertungen, um 
ein bestimmtes Set an Überzeugungen “live” zu schalten. Und das meiste 
davon läuft sehr, sehr unbewusst in uns ab.
Hast du beispielsweise gewusst, dass ein Kind bis zum 5. Lebensalter, ca. 40 000 Mal kritisiert wird?
Dr. med. Jochen Peichl, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, schreibt in seinem Buch “Rote Karte für den inneren Kritiker”:“Psychologen wie der US Amerikaner Jerome Kagan schätzen, dass ein Kind mit 14 Monaten, etwa alle 9 Minuten, ein Verbot oder Kritik von den Eltern hören würde. An anderer Stelle habe ich gelesen, dass ein Kind bis zum 5. Lebensalter schon mehr als 40 000 mal getadelt wurde – ca. 666 mal im Monat und 22 mal am Tag.”
Im
 Laufe unserer Entwicklung erlebten wir alle, wie unsere Eltern durch 
Liebe, Lob, Kritik, Beschämung, Ablehnung, Schuldzuweisungen oder Strafe
 auf uns einwirkten und uns damit auch beurteilten. Als Kind 
internalisieren wir das, du nimmst das in dich hinein und bewertest dich
 selbst dann dahingehend.  
Je
 nachdem, wie oft unsere Eltern uns sagten, wie klug wir sind, wie 
intelligent, wie gut aussehend UND wie oft sie uns kritisierten, uns als
 Tollpatsche bezeichneten, uns sagten, wie dumm wir wären oder unfähig, 
haben sich in uns einige Bündel an Glaubenssätzen geformt, die wir nun 
als “das bin ich” wahrnehmen. Da es wohl kaum jemanden gibt, wo die 
Eltern perfekt liebende, allzeit freundliche, immer einen guten Tag 
habende Menschen gewesen sind, haben wir natürlich auch alle einen 
bestimmten Mix an positiven, wie negativen Glaubenssätzen aufgenommen 
und entwickelt.  Da wir alles als wichtig bewertet haben, was man uns 
sagte, formt sich eine spezifische Persönlichkeit aus uns heraus, die 
all das einfach glaubt. 
Zwischen
 etwa dem 7. und 14. Lebensjahr treten wir in eine Phase der Nachahmung 
ein. Wir ahmen nach, was wir gelernt und übernommen haben. We fake it, 
untill we make it ..
In
 dieser Phase fangen wir langsam an erste Vergleiche herzustellen, 
zwischen dem was wir gelernt haben und dem, was wir nun persönlich 
erfahren. Es sind unsere ersten Gehversuche, beim Modellieren unserer 
Realität und so entfaltet sich langsam “unsere Geschichte”, die wir 
leben und erleben. Wir ziehen neue und eigene Rückschlüsse daraus, was 
wir erleben und erobern so eine neue Ebene von Bewertungsgrundlagen. Das
 ist aber alles noch sehr überschaubar und noch nicht wirklich komplex, 
da wir anhand der übernommenen Bilder eine Art “natürliche Sicherheit” 
haben, wer wir sind. 
In
 der nächsten Phase, etwa zwischen 14 und 20, verlassen wir mehr und 
mehr den sicheren Bereich unserer Eltern und erweitern unsere 
Perspektiven. 
Wir
 treffen neue Menschen, lernen neue Dinge und sind dabei auf eigenen 
Beinen zu stehen. Wir gehen unsere ersten sexuellen Beziehungen ein, 
wobei die dabei gewonnenen Erfahrungen ebenfalls analysiert und bewertet
 werden. Unsere erlebte Realität wird komplexer und vielschichtiger – 
der Kontext wird größer. Wir beginnen zu erkennen, wie unterschiedlich 
Menschen sein können und dass andere völlig anders denken, wie wir 
selbst. Wir versuchen unseren eigenen Platz in der Welt zu finden und 
auf unserem Weg erschaffen wir weitere Überzeugungen über uns selbst und
 alles andere. 
Irgendwann
 ist unsere Persönlichkeit so weit geformt, dass wir in die Welt 
hinausgehen können, um unsere eigenen Abenteuer zu erleben.   
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Welche
 Art von Persönlichkeitsstruktur sich bis dahin entwickelt hat, die 
musst du dann leben. Dabei werden wir in die eine oder andere 
Einbahnstraße fahren, uns die Köpfe anstoßen und viele interessante, 
aber auch schwierigere Erfahrungen machen. Unsere Bewertungsgrundlagen 
werden immer komplexer, weil wir immer wieder neue Ebenen von 
Verständnis, über die verschiedensten Dinge erreichen. Wer sein ganzes 
Leben lang nicht aufhört zu lernen, wird immer mehr Zusammenhänge 
begreifen und andere Ebenen aufschließen, die ihm bis dahin verschlossen
 waren. Das bedeutet, dass immer mehr Kontext sichtbar wird und uns zur 
Verfügung steht. 
Erst
 sehr viel später im Leben, meistens, wenn wir die 30 oder 40 erreichen,
 beginnen wir zu begreifen, dass unsere Persönlichkeit gar keine so 
feste Größe ist und dass wir selbst eifrig dabei mitgewirkt haben, bei 
dem, wer wir glauben zu sein. Und wo wir erkennen können, dass wir viele
 Dinge – wie selbstverständlich – über uns selbst geglaubt haben, die 
nun plötzlich keinen Sinn mehr ergeben. Die wir als falsch begreifen, 
als erlernt und die uns Begrenzungen auferlegen, die wir nicht (mehr) 
möchten. 
Jeder
 von uns hat ein bestimmtes Setting an hilfreichen, positiven 
Überzeugungen im Leben angehäuft und ebenso behindernde, negative 
Überzeugungen. Darin enthalten sind eine Unmenge an Bewertungen über die
 Welt, uns selbst, Situationen und Umständen, etc. – das ist tatsächlich
 ne sehr lange Liste. In uns allen läuft ein permanenter Prozess von 
Analyse, Schlussfolgerungen und Bewertungen, von nahezu jeder 
Wahrnehmung. Wir produzieren ganze “Kataloge” voller Schubladen mit 
Kontext, Bewertungen und Definitionen von Leben, Identität und diversen 
Erfahrungen.  
Über
 Glaubenssätze, die uns dienen und unser Leben bereichern (Vorteil), hat
 ja auch keiner was zum Meckern. Anders sieht es bei Glaubenssätzen aus,
 die wir als nicht hilfreich, als Belastung oder Bremse, in unserem 
Leben erkannt haben (Nachteil). Der Vorteil an Glaubenssätzen ist, dass 
wir nicht jedes Mal neu über die Dinge nachdenken müssen. Wir haben 
sofort etwas bei der Hand, womit wir arbeiten können. Der Nachteil daran
 ist, wenn die einstigen Bewertungen nicht mehr zutreffend sind, wir 
aber weiterhin den alten Bockmist von uns geben und an Dinge glauben, 
die veraltet sind und uns nicht mehr dienen.    
Das ist ja nur ein Glaubenssatz ..
Vielleicht
 ist euch das schon mal passiert – beispielsweise in einer Diskussion, 
wo deine Sicht der Dinge mit dem Satz – “Das ist nur ein Glaubenssatz 
von dir”- bewertet wurde. Ich bin sicher, du kennst das. Ich hab das 
selber auch schon zu Leuten gesagt. Es ist ne Art Spirituelles Totschlag
 Argument, welches manchmal verwendet wird, um die andere Ansicht 
abzuwerten. Der Satz kann allerdings auch seine Berechtigung haben – 
kommt nur auf den Kontext an, wie man das sieht. Und vor allem, in 
welchem Tonfall oder Intention, man es zu jemandem sagt. Das kann 
abwertend gemeint sein, die Diskussion vertiefend oder einfach nur 
dahingesagter Bockmist sein.  
Der
 Punkt ist, für uns Menschen gibt es immer Glaubensüberzeugungen. Und 
daran ist nichts Falsches. Glaubensüberzeugungen sind ein essentieller 
Beitrag, bei der Bildung der eigenen Realität und unserer menschlichen 
Identität. 
Dieser Prozess zur Bildung von Glaubenssätzen ist wichtig für die menschliche Erfahrung. Because: We don’t know! 
Die
 menschliche Erfahrung ist buchstäblich ein Abenteuer, wo wir nicht 
Wissen können. You don’t know who you are. And most of the time you have
 no idea what the hell is going on. 
Wir
 tappen oft im Dunkeln. Aus diesem Grund vergleichen wir, wir 
adaptieren, wir analysieren und bewerten nahezu alles, was wir 
wahrnehmen. Wir behelfen uns mit Theorien, Konzepten und Modellen, die 
manchmal mehr oder weniger praktikabel sind. Auf diesem Wege lernen wir.
Glaubenssätze
 bilden sich automatisch, ab einer bestimmten Menge, bzw. Ladung an 
Bewertungen, die wir über unsere Erlebnisse/Erfahrungen getroffen haben.
 Glaubenssätze sind eine Verdichtung von Bewertungsströmen, die sich mit
 der Zeit in uns ansammeln. Sie können relativ zutreffend sein, falsch, 
verdreht oder komplett irrational. Glaubenssätze werden zu unserem 
“blinden Denken” und sind quasi Automatisierungsprogramme. Das ist so 
lange hilfreich, wie wir noch nicht in der Lage sind uns selbst und was 
wir denken und wie wir bewerten, zu reflektieren. Sobald wir 
Selbstreflexion zu einem elementaren Bestandteil unserer Erfahrung 
gemacht haben, treten wir aus dem unbewussten Bewertungskreislauf aus 
und können lernen, bewusster und mit viel größerem Kontextbezug zu 
bewerten. Je mehr wir über uns selbst verstehen, desto breit gefächerter
 sind die Auswahlmöglichkeiten unsere Bewertungen und Urteile. 
Denn
 die Basis von unseren Bewertungen hängen immer von dem Bezug ab, wer 
wir glauben zu sein, was wir denken verstanden zu haben und dem Grad an 
emotionalen Ladungen, die wir zu dem jeweiligen Thema abgespeichert 
haben. 
Die
 Basis jeder Glaubensüberzeugung, jedes Glaubenssatzes, ist eine 
persönliche Erfahrung, dazugehörige Gefühle und die Bewertung, die wir 
dazu abgeben. Das bedeutet, jede Überzeugung ist subjektiver Natur und 
stimmt für denjenigen, der (wovon auch immer) davon überzeugt ist. Wir 
mögen teilweise alle ähnliche Erfahrungen machen, aber die jeweilige 
Bewertung, die wir persönlich dazu treffen, die kann sehr, sehr 
unterschiedlich ausfallen. Und das führt dann zu unterschiedlichen 
Überzeugungen und damit zu anderen Erfahrungen. 
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Bewertung erzeugt Bedeutung
Indem
 ich etwas spezifisch bewerte, gebe ich dem eine persönliche Bedeutung 
und damit identifizieren wir uns dann. Nehmen wir beispielsweise an – da
 sind zwei Kinder, welche die gleiche schwierige Erfahrung durchmachen 
mussten.  
Kind
 Nummer eins wirkt 2 Monate nach dem Erlebnis wenig beeindruckt. Kind 
Nummer zwei wirkt hingegen wie ein Schatten seiner selbst. Was 
unterscheidet jetzt diese beiden Kinder voneinander? 
Kind
 Nr. 1 hatte jemanden, der es durch diese Erfahrung begleitet hat und 
ihm half, die Zusammenhänge besser zu verstehen. Kind Nr. 2 hatte 
niemanden, es wurde mit seiner Erfahrung alleine gelassen und fühlt sich
 traumatisiert. 
Kind
 1 konnte dadurch die Erfahrung auf eine Weise verdauen, die es ihm 
ermöglichte, relativ unbeschadet sein Leben weiter zu leben. Kind 2 ist 
in einem Nebel gefangen, gibt sich selbst die Schuld für das 
Vorgefallene und fühlt sich von “Gott und der Welt” verlassen. Ihm wird 
nichts anderes übrig bleiben, als diese Erfahrung so gut wie möglich 
abzuspalten, tief in sich zu vergraben, um emotional überleben zu 
können. Es hat keine andere Möglichkeit, das Erlebnis zu verarbeiten. 
Und das wird natürlich eine ganze Menge Verunsicherung und auch Angst in
 sein Bewusstsein spülen, die es lange Zeit begleiten wird.
Die
 Bewertungen die Kind Nr. 1 zu dem Erlebnis trifft, wird 
konsequenterweise eine völlig andere sein, wie bei Kind 2. Ob wir 
Bewertungen aus der Perspektive von Unsicherheit und nicht-verstehen 
abgeben, oder von der Ebene von Verstehen und innerer Sicherheit, macht 
natürlich ziemlich einen Unterschied. 
Wie
 schon gesagt – eine Bewertung alleine, ein Erlebnis alleine, macht noch
 keinen Glaubenssatz. Glaubenssätze sind eher eine Summierung von 
mehreren, meist ähnlichen Bewertungen und Erfahrungen, deren Inhalte 
eine größere Ladung an Bedeutung in uns erzeugt und sich verdichtet. 
Damit unsere Bewertungen ein richtiges Gewicht bekommen, müssen sie 
durchs Leben bestätigt werden. Und es ist wirklich nicht schwer, 
irgendetwas zu finden, womit wir unsere Bewertungen bestätigt sehen – 
ganz egal, wie weit hergeholt. Dann werden wir mit der Zeit eine fette, 
dicke Überzeugungsstruktur entwickeln, an die wir fest glauben. Wir 
glauben dann zu wissen – und es wird Teil unserer Erwartungshaltung. Wir
 erwarten dann einfach, dass die Dinge so sind – und das Resultat ist 
oft, dass sie immer wieder so oder ähnlich passieren.  
Innere Persönlichkeitsanteile und Glaubensstrukturen
Bei
 der Arbeit mit den Inneren Persönlichkeitsanteilen findet man immer ein
 bestimmtes Set an Überzeugungen, welche die Problematik an Ort und 
Stelle hält. Beispielsweise, wenn da ein Inneres Kind Thema ist: Bei 
Aufstellungen kann man vielleicht sehen, wie es eingerollt in der Ecke 
liegt, sich total ungeliebt und einsam fühlt – aber auch bockig und 
logischen Argumenten gegenüber nicht zugänglich ist. Und es fühlt sich 
als Opfer. 
Solange
 nicht verstanden wird, dass dieses Innere Kind nichts Fremdes, 
Außenstehendes ist, sondern Du selbst, als eine Repräsentation einer 
früheren Erfahrung, in der du immer noch feststeckst und die bisher noch
 nicht gelöst, integriert und verdaut wurde – ist das schwierig. 
Da
 kannst du reden, wie du willst. Das Innere Kind beharrt darauf, dass es
 ungeliebt, einsam und alleine ist. Es ist so fixiert auf seine 
Überzeugung, dass logische Argumente oder Ansichten ins Leere laufen. 
Ganz egal, wie sehr du die mentale Dynamik dazu verstehst, dein Inneres 
Kind wird dir dieses Feeling immer wieder zur Kenntnis bringen. Und du 
wirst dich dann genau so Fühlen und damit identifizieren. 
Wie also geht man damit um?    
Auflösen von Glaubenssätzen
Es
 gibt ja eine ganze Reihe an Ratgebern, die uns bei der Änderung von 
limitierenden Glaubenssätzen helfen wollen. Angefangen von EFT, NLP und 
ähnlichen Techniken, denen Grenzen gesetzt sind, aufgrund ihrer rein 
mentalen Natur. Das Wort Emotionen kommt dabei zwar sehr oft vor, aber 
letztendlich sind es rein mentale Techniken. Nichtsdestotrotz hat NLP 
viel Hintergrundwissen über Glaubensüberzeugungen anzubieten. Und ich 
bezweifle gar nicht, dass das in einigen Fällen, bzw., bei einigen 
Glaubenssätzen hilfreich ist. Ich hatte auch einige positive Erfahrungen
 mit EFT gemacht. Aber wenn es wirklich ans Eingemachte geht, wenn du an
 eine der Wurzeln deiner limitierenden Glaubenssätze kommst, dann kannst
 du das – meiner Ansicht nach – vergessen. 
Um
 Glaubensüberzeugungen wirklich verstehen zu können, müssen wir die 
emotionale Struktur dahinter erkennen. Alle Arten von Bewertungen, die 
wir zu einem x-beliebigen Ereignis treffen, beruhen primär auf 
emotionalen Prozessen. Fühlt sich gut an, fühlt sich nicht gut an, fühlt
 sich negativ oder positiv an. Diese Erfahrung möchte ich wiederholen 
oder nicht wieder-holen. Nee du, das kann weg, usw.  
Auch
 unser gesamtes ethisches und moralisches Wertesystem beruht auf 
emotionalen Prozessen. Und viele dieser emotionalen Prozesse laufen so 
schnell und unterschwellig in uns ab, so fließend, dass viele Menschen 
tatsächlich diese Eindrücke für Denkprozesse halten. 
 
Der mentale Prozess, der die Entwicklung von Glaubenssätzen begleitet, 
beruht auf der Einordnung und Interpretation der emotionalen 
Wahrnehmungen. Aber die Wurzel von Bewertungen und Beurteilungen ist 
emotionaler Natur – wie wir uns mit den Dingen fühlen (aus welchen 
Gründen auch immer). Wie wir uns mit etwas Fühlen, führt zur 
Interpretation unserer Bewertungen. 
 
Es ist der emotionale Inhalt, der an unseren Glaubenssätze gebunden ist,
 der es so schwierig macht, limitierende Überzeugungen zu verändern. Das
 bedeutet, dass wir in erster Linie daran arbeiten müssen, die 
emotionale Ladung abzubauen.
Um bei dem obigen Beispiel mit dem Inneren Kind zu bleiben:
 
Was auch immer die Erfahrung dieses Inneren Kindes war, was zu seinem 
Thema geführt hat – es ist ein Erlebnis, welches wir als Kind hatten. 
Warum auch immer es glaubt, dass da nie jemand sein wird, der es liebt, 
dass es immer alleine und einsam sein wird – es hat recht. Es ist in 
einer Überzeugungsstruktur gefangen, die du als dieses Kind so bewertet 
hast. Es wurde Teil der Identitätsstruktur. Und da steckt es und damit 
DU fest. Unsere Gefühle und Gedanken orientieren sich an unseren 
Bewertungen und Überzeugungen, sie “spiegeln” uns immer, wer wir glauben
 zu sein. 
Aus
 meiner persönlichen Erfahrung mit Fühlarbeit habe ich gelernt, dass es 
notwendig ist, die Bereitschaft zu entwickeln, in sich selbst tief 
hineinzutauchen, um eine Rückverbindung mit diesem feststeckenden Teil 
in mir zu aktivieren. Klingt für einige Ohren erst mal abstrakt, ist 
aber möglich. Das ist allerdings keine leichte Herausforderung, den sie 
impliziert, dass wir uns mit der jeweiligen Erfahrung und den damit 
zusammenhängenden Gefühlen auseinandersetzen. Das bedeutet, man geht in 
Kontakt mit den Gefühlen, die mit der einstigen Kindheitssituation 
verbunden sind. Man durchlebt quasi erneut die Erfahrung, die man als 
Kind gemacht hat. Das dauert, bis man bewusst an diese Gefühle kommt und
 auch, bis man wirklich die innere Bereitschaft entwickelt hat, diesen 
Gefühlen zu erlauben, ganz hervorzukommen. Dieses zulassen und 
durchfühlen ermöglicht die Entladung der gebundenen Energien. 
Mit
 dem Begriff “Innere Personen” wird ein komplexes Sammelsurium an 
emotionalen Inhalten, Beurteilungen, Gedankenkreisläufen und 
Identitätsstrukturen personalisiert und in eine Form gebracht, wodurch 
man in die Lage versetzt wird, konstruktiv und nach und nach – je mehr 
man versteht, an seinen eigenen Themen zu arbeiten. 
In
 diesem Prozess wird man auf einige Teile treffen, die glauben, dass 
sollte nicht so sein und damit im Konflikt stehen, mit dem Inneren Kind.
 Man trifft also verschiedene Bewertungsströme von verschiedenen Teilen 
in sich selbst an. Indem man bereit ist, alles an Emotionen zu fühlen 
und sie nicht weghaben zu wollen, sondern sie als Tatsachen akzeptiert 
(okay, das ist so gewesen) und sie während dem Prozess NICHT bewertet, 
verändert sich nach und nach die Ladung zu dem Thema. 
Man befreit sein Inneres Kind von seinem Drama – durch die Akzeptanz, durch Mitgefühl und dem bereitwilligen durchfühlen. 
Das
 bedeutet letztlich nichts anderes – wenn du diese Ebene erreicht hast –
 als dass du diesem Inneren Kind in dir, welches nach wie vor Teil 
deines Bewusstseins ist (und bleiben wird), ein Gefühl von Sicherheit 
gibst und für dich selbst neue Verständnisebenen erschließt. Indem wir 
die Gefühle annehmen – egal, wie schmerzhaft, nehmen wir auch unsere 
Inneres Kind an und letztendlich uns selbst. Indem wir lernen, Mitgefühl
 mit diesem eingefrorenen Kind in uns zu entwickeln, entwickeln wir 
Mitgefühl für uns selbst. 
Und damit kannst du neue Schritte in deinem Leben unternehmen, die vorher nicht möglich gewesen sind.
Als
 dieses Kind war es dir meist nicht möglich, die Erfahrung zu verdauen 
und zu verarbeiten, aber als Erwachsene können wir das. Je heftiger die 
Erfahrung, desto mehr würde ich professionelle Hilfe von außen 
empfehlen. Nicht jeder ist ein guter Autodidakt und auch ich hatte professionelle Unterstützung. Wir selbst sind bei manchen unserer Themen “Betriebsblind”. Speziell bei den tief sitzenden Inhalten.   
Schwierige
 emotionale Inhalte und beteiligte Überzeugungen sind wie ein Zwei 
Komponenten Kleber – das klebt richtig fest zusammen. Und da ist nie nur
 eine einzelne Überzeugung vorhanden, sondern ein ganzes Bündel, 
inklusive ein Abwehr – und Verteidigungsnetzwerk, um die Überzeugung bis
 aufs Messer zu verteidigen, inklusive vor dir selbst. Wenn du da 
alleine rumstocherst, wirst du dich bald “verlaufen” und in die Irre 
gehen. 
Es
 gibt Überzeugungen, die relativ einfach zu ändern sind, alleine durch 
die Erkenntnis, dass sie nicht mehr stimmen. Aber sobald wir es mit 
emotionalen Verletzungen und inneren Konflikten, in Verbindung mit 
verdrehten Glaubensüberzeugungen zu tun haben, ist da etwas mehr zu tun 
als ein bisschen Klopfen (EFT) oder die Überzeugungen zu “re-framen” 
(NLP). 
Ich kann das nicht
Es
 ist nicht einfach, beispielsweise aus der Überzeugung -“Ich kann das 
nicht”, ein “Ich kann das” zu machen – aber möglich. Manches kann man 
vielleicht trotzdem (noch) nicht, aber die Grenzen erweitern sich 
ständig, wenn man seine innere Arbeit macht.  
Ich
 persönlich habe eine lange Liste an Dingen gehabt, wo ich nicht 
glaubte, dass ich es könnte. “Ich kann das nicht” war ein elementarer 
Glaubenssatz, der mich “gefangen” hielt. Wie sich dann herausstellte, 
ging es doch. Das betraf mein Schreiben, meine Unfähigkeit mich von den 
Drogen zu lösen, ein “normales Leben” zu führen, im Reinen und in 
Frieden mit mir selbst zu sein, Prüfungen zu bestehen, usw. Das alles 
ist natürlich nicht von heute auf Morgen passiert, sondern hat Jahre an 
Entwicklung benötigt.   
Wirkliche Veränderung muss man leben. 
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Das
 bedeutet, nur durch Aufarbeitung alleine verändert sich nicht die 
Realität. Die Aufarbeitung der persönlichen Verletzungen ist aber ein 
essentieller Teil davon. Erst das erlaubt mir, neue, konstruktivere 
Bewertungen (über mich selbst und andere Dinge) anzulegen und damit neue
 Überzeugungen anzunehmen. 
Um
 diese real werden zu lassen, muss man seine Komfortzone verlassen, 
Entscheidungen treffen und neue Schritte ins Leben unternehmen. 
Da
 brauchst du einen langen Atem und währenddessen wirst du immer wieder 
mit den alten Überzeugungen zu kämpfen haben. Sobald du aber eine 
Erfahrung dazu gemacht hast, die deine neue Sichtweise bestätigt, 
beginnt sie sich zu verdichten. Wenn du realisierst, “ach so, es geht ja
 doch”, wird es real und der alte Glaube beginnt zu sterben. Die alte 
Überzeugung wird damit energetisch nicht mehr unterstützt. Sie wird 
quasi überschrieben, durch neue Bewertungen, die sich bestätigt haben 
und damit mehr Gewicht bekommen. Aber wie gesagt, das ist eine 
Entwicklung. 
Believe it or not
Die
 gute Nachricht dabei ist – wir selbst sind der Anfang und das Ende. Wir
 selbst definieren unsere menschliche Erfahrung, durch unsere eigenen 
Bewertungsströme, die wir im Laufe unseres Lebens abgeben und wobei wir 
ständig Aussagen über uns selbst treffen. Und das bedeutet, sie sind 
veränderbar. Wir müssen nur aufhören uns selbst zu verarschen. Jeder von
 uns, tief in sich drinnen, weiß genau was er von sich selbst hält und 
glaubt. Das beinhaltet in der Regel eine Menge an selbstverletzenden 
Inhalten. Und das ist in dieser Gesellschaft mehr oder weniger die Norm.
 Das ist menschlich. 
Wenn
 wir uns von Aussagen anderer verletzt fühlen, dann kommt dieses Gefühl 
nicht von den Aussagen der anderen, sondern weil ein Teil in uns das 
glaubt. Das ist es, was wirklich weh tut. Die Aussagen triggern und 
aktivieren den Inhalt, den wir selbst bereits unzählige Mal so oder 
ähnlich bewertet haben (warum auch immer) und auch vor uns selbst 
verstecken. Wird das berührt, dann schmerzt das. Hätten wir kein Thema 
damit, würde es nicht weh tun.  Wir Ärgern uns vielleicht, aber es würde
 nicht so weh tun. 
Die
 einzige Frage hierbei ist – wenn wir das verstanden haben, ob wir 
weitermachen in unserem Automatikmodus oder den Arsch zusammenkneifen 
und unsere Themen angehen. 
Das
 Ding ist, je bewusster wir uns mit uns selbst auseinandersetzen und je 
mehr wir über uns selbst verstehen, desto mehr Verantwortung erhalten 
wir. Die Verantwortung darüber, wie wir mit uns selbst umgehen und uns 
selbst bewerten. Ob wir mit Mitgefühl auf unsere Mängel und Schwächen 
blicken können, oder ob wir uns weiterhin selbst verurteilen. 
DISCLAIMER:
Nichts
 was du hier liest, ist DIE Wahrheit. Es ist meine Wahrheit, meine 
Wahrnehmung, und wie ich die Dinge sehe – jetzt, in diesem Moment.

 
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