Udo Ulfkotte hat RT (Russia Today) ein Interview zu seinem Buch Gekaufte Journalisten gegeben; in dem 13-minütigen Video sind seine sehr interessanten Erfahrungen als Journalist in englischer Sprache zu hören. Darunter folgt die deutsche Übersetzung.
In den Fokus schwang bei diesem Interview ein Artikel von Paul Waldmann, der es wert ist, mehrmals gelesen zu werden, und wo er abschließend folgendes sagt:
„Das ist selbstverständlich erst der Anfang. Vielleicht sind Lektionen gelernt worden, und das nächste Mal, wenn ein Präsident die Amerikaner warnt, daß wir keine andere Wahl hätten als ein anderes Land zu überfallen wenn wir drohendes Unheil abwenden wollten, sollte die Presse besser daran tun, skeptischer, aufmerksamer und entschiedener zu sein als sie es vor 10 Jahren war. Es würde nichts schaden.“
Transkript:
Übersetzung: Patrizia
Nun, ich bin seit 25 Jahren Journalist und darin ausgebildet zu lügen, zu betrügen und der Öffentlichkeit nicht die Wahrheit zu sagen. Aber wenn ich mir die letzten Monate anschaue, wo deutsche und amerikanische Medien versuchen, Krieg in Europa, in Russland zu entfachen, gibt es für mich kein Zurück mehr. Ich stehe auf und sage, dass es nicht richtig war, was ich in der Vergangenheit getan habe, Menschen zu manipulieren, Propaganda gegen Russland zu streuen, und es ist nicht richtig, was meine Kollegen tun und in der Vergangenheit getan haben. Denn sie werden dafür bestochen, die Menschen zu betrügen, nicht nur in Deutschland sondern überall in Europa.
Der Grund, warum ich dieses Buch geschrieben habe, ist meine Furcht vor einem erneuten Krieg in Europa. Ich möchte nicht, dass sich diese Situation wiederholt. Denn Krieg entsteht nicht aus dem Nichts, da sind immer Menschen dahinter, die Krieg forcieren. Und das sind nicht nur die Politiker, es sind auch die Journalisten. Ich habe in diesem Buch beschrieben, wie wir in der Vergangenheit unsere Leser betrogen haben um Krieg voranzutreiben. Ich will das nicht mehr, ich habe genug von dieser Propaganda. Wir leben in einer Bananenrepublik und nicht in einem demokratischen Land, wo man Pressefreiheit oder Menschenrechte erwarten könnte.
Schauen Sie sich die deutschen Medien an, besonders die Kollegen, die Tag für Tag gegen die Russen schreiben, diese Kollegen sind in transatlantischen Organisationen vertreten und werden von den Vereinigten Staaten unterstützt, genau dies zu tun. Mir zum Beispiel wurde die Ehrenbürgerschaft des Staates Oklahoma in den Vereinigten Staaten verliehen. Warum? Weil ich pro-amerikanisch geschrieben habe. Ich wurde unterstützt von der Central Intelligence Agency, der CIA. Warum? Weil ich pro-amerikanisch eingestellt sein sollte. Ich habe genug davon. Ich will das nicht mehr tun.
Ich habe dieses Buch nicht geschrieben, um damit Geld zu verdienen. Nein, es wird mir eine Menge Ärger einbringen, den Menschen in diesem Land, in Deutschland, in Europa und überall in der Welt einen flüchtigen Eindruck zu verschaffen, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht.
Ja, dafür gibt es zahlreiche Beispiele. Nehmen Sie 1988, schauen Sie in die Archive. Dort finden Sie Berichte, dass im März 1988 Kurden mit Giftgas getötet wurden. Das ist weltweit bekannt. Im Juli 1988 schickten sie mich in eine Stadt namens Subeidad, das liegt an der irakisch/iranischen Grenze. Es herrschte Krieg zwischen Iran und Irak, und ich war dort, um Fotos davon zu machen, wie die Iraner mit Giftgas getötet wurden – mit deutschen Giftgas, man nennt es Lost und Sarin. Mit Senfgas, hergestellt in Deutschland, wurden sie getötet. Und ich war dort um Fotos zu machen, wie diese Menschen umgebracht wurden mit Giftgas aus Deutschland.
Als ich nach Deutschland zurückkehrte, wurde lediglich ein kleines Foto in der Zeitung veröffentlicht, in der Frankfurter Allgemeine, zusammen mit einem kleinen Artikel, der nicht beinhaltete, wie erschreckend brutal, wie unmenschlich, wie schrecklich es sei, Jahrzehnte nach Ende des zweiten Weltkriegs Menschen mit deutschen Giftgas zu töten. Ich habe mich missbraucht gefühlt, dass ich dort gewesen bin und es dokumentiert habe, aber mir nicht erlaubt war, der Welt zu sagen, was im Verborgenen vor sich ging.
Bis heute ist kaum bekannt in der Öffentlichkeit, dass es deutsches Giftgas war, mit dem Hunderte oder Tausende Menschen in Subeidad getötet wurden.
Sie fragen, was ich für die Geheimdienste getan habe. Bedenken Sie, die meisten Journalisten behaupten, Journalisten zu sein. Sie könnten auch Journalisten sein, europäische oder amerikanische, aber viele von ihnen, wie auch ich in der Vergangenheit, sind sogenannte nicht-offizielle Beauftragte (non official cover), so nennen es die Amerikaner. Ich war ein nicht-offizieller Beauftragter. Nicht-offizieller Beauftragter, was bedeutet das? Es bedeutet, Sie arbeiten zusätzlich für einen Geheimdienst, Sie helfen ihnen, wenn sie Ihre Hilfe brauchen. Aber sie würden niemals, wenn herauskäme, dass Sie ein Spion sind, zugeben, dass Sie für sie arbeiten, sie kennen Sie dann einfach nicht mehr. Das bedeutet nicht-offizieller Beauftragter.
Ich habe ihnen also in verschiedenen Situationen geholfen. Und heute schäme ich mich dafür. Genauso wie ich mich dafür schäme, dass ich für eine sehr angesehene Zeitung wie die Frankfurter Allgemeine gearbeitet habe, weil ich nämlich von Milliardären bestochen wurde. Ich wurde bestochen von den Amerikanern, nicht genau die Wahrheit zu berichten. Als ich zu diesem Interview fuhr, habe ich mir vorgestellt, was geschehen wäre, wenn ich einen pro-russischen Artikel in der Frankfurter Allgemeine geschrieben hätte. Nun, ich weiß nicht, was geschehen wäre, denn wir sind alle darin ausgebildet worden, pro-europäisch, pro-amerikanisch zu schreiben, und bitte nicht pro-russisch.
Das tut mir leid. Es ist nicht das, was ich unter Demokratie und Pressefreiheit verstehe. Es tut mir sehr leid.
Ja, ich habe Ihre Frage verstanden. Deutschland ist immer noch eine Art Kolonie der Vereinigten Staaten. Das sieht man an vielen Stellen. Wie zum Beispiel, dass die meisten Deutschen keine Atombomben im Land wollen. Aber wir haben immer noch amerikanische Atombomben. Wir sind also immer noch eine Art Kolonie der Amerikaner. Und in einer Kolonie ist es relativ leicht, sich jungen Journalisten zu nähern durch, das ist von großer Bedeutung, transatlantische Organisationen. Alle Journalisten von geachteten und angesehenen großen Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehsendern sind alle Mitglieder oder Gäste dieser großen transatlantischen Organisationen. Und in diesen transatlantischen Organisationen wird erwartet, dass man pro-amerikanisch eingestellt ist. Niemand kommt zu Ihnen und sagt, nun, wir sind die CIA, möchten Sie für uns arbeiten. Nein, so funktioniert das nicht.
Was diese transatlantischen Organisationen tun ist folgendes: Sie laden Sie ein in die Vereinigten Staaten um das Land zu besuchen. Sie bezahlen diese Reise, sie zahlen sämtliche Ausgaben. Sie werden bestochen und werden so immer korrupter, da sie weitere Kontakte für Sie herstellen. Sie wissen nicht, dass diese Kontakte, sagen wir, nicht-offizielle Beauftragte sind oder dass sie offizielle Mitarbeiter der CIA oder anderer amerikanischer Geheimdienste sind. Also freunden Sie sich mit ihnen an. Sie denken, es seien Freunde und arbeiten mit ihnen. Und diese Kontakte bitten Sie dann um diesen oder jenen Gefallen. Sie werden von diesen Leuten gehirngewaschen.
Ihre Frage war, ob das nur für deutsche Journalisten gilt. Nein. Ich denke, das gilt besonders für britische Journalisten, da es da noch engere Beziehungen gibt. Es gilt besonders auch für Israelis. Es gilt für französische Journalisten, aber nicht in dem starken Maße wie für deutsche der britische Journalisten. Es gilt für australische, neuseeländische Journalisten, für Journalisten aus Taiwan, nun, viele Länder sind betroffen. Auch arabische Länder, wie Jordanien zum Beispiel, oder Oman, das Sultanat von Oman. Das geschieht in vielen Ländern, dass Sie Leute sehen, die von sich behaupten, anerkannte Journalisten zu sein, aber wenn man dahinter schaut, sieht man, dass sie Marionetten der CIA sind.
Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Mitunter kommen die Geheimdienste zu Ihnen ins Büro und bitten Sie, einen Artikel zu schreiben. Das ist ein Beispiel, was mich betrifft. Ich habe vergessen in welchem Jahr es war, aber ich erinnere mich, dass der deutsche Auslandsgeheimdienst, Bundesnachrichtendienst, der eine Schwesterorganisation der CIA ist und von den amerikanischen Geheimdiensten gegründet wurde, eines Tages in mein Büro bei der Frankfurter Allgemeine in Frankfurt kam. Sie wollten, dass ich einen Artikel über Libyen und über Oberst Muammar Gaddafi schreiben solle. Ich hatte absolut keine Hintergrundinformationen bezüglich Oberst Gaddafi oder Libyen. Aber sie gaben mir alle vertraulichen Informationen und wollten, dass ich einen Artikel schreibe beziehungsweise ihn unter meinem Namen veröffentliche. Ich tat dies. Es war ein Artikel, der in der Frankfurter Allgemeine veröffentlicht wurde, der aber ursprünglich vom Bundesnachrichtendienst stammte.
Denken Sie tatsächlich, es handle sich um Journalismus, wenn Geheimdienste Artikel schreiben? Oh ja, den Artikel habe ich teilweise in meinem Buch abgedruckt. Es ging darum, dass Libyen und Oberst Gaddafi heimlich versuchten, eine Giftgasfabrik zu bauen, ich denke, Rabita war der Name. Ich habe all diese Informationen bekommen, es war eine Story, die zwei Tage später weltweit veröffentlicht wurde. Aber ich selber hatte keine Informationen, es war der Geheimdienst, der wollte, dass ich diesen Artikel schrieb.
So sollte Journalismus nicht funktionieren, dass Geheimdienste entscheiden, was gedruckt wird und was nicht gedruckt wird. Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel dafür, was passiert wenn Sie nein sagen. Wir haben in Deutschland eine Hubschrauberrettungseinheit namens Gelbe Engel. Und da gab es einen Mann, der nicht mit ihnen kooperieren wollte, er war Pilot der Gelben Engel in Deutschland. Als der Bundesnachrichtendienst auf ihn zuging und ihn als nicht-offiziellen Beauftragten anwerben wollte unter dem Deckmantel der Gelben Engel, hat er nein gesagt.
Er hat daraufhin seinen Job verloren. Und das deutsche Gericht, das darüber zu urteilen hatte, hat diese Entscheidung mitgetragen, da es befand, dass dieser Mann nicht vertrauenswürdig sei. Er wurde rausgeschmissen, weil er nicht mit dem Geheimdienst kooperieren wollte.
Ich wusste also, was mich erwartete, sollte ich nicht mit den Geheimdiensten kooperieren wollen.
Nun, ich habe sechs Hausdurchsuchungen hinter mir, weil mich der deutsche Staatsanwalt beschuldigte, ich habe Staatsgeheimnisse durchsickern lassen. Sechs Hausdurchsuchungen! Sie haben wohl gehofft, dass ich damit aufhören würde. Aber ich denke, das ist es wert um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Wahrheit wird ans Licht kommen. Es ist mir egal, was geschieht. Ich hatte drei Herzinfarkte, ich habe keine Kinder, wenn sie mich also vor Gericht oder ins Gefängnis bringen, ist es das wert – für die Wahrheit.
Quelle: http://wirsindeins.org
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